In der letzten Saison zeigten wir in Rendsburg eine unserer schwächsten Saison-Leistungen, und verloren verdient. Diesmal wollten wir es besser machen, wurden allerdings vorab etwas ausgebremst: mit Cliff, Andreas und Hauke fehlten gleich drei Stammkräfte. Geht man davon aus, dass ich als Nr.9 de facto auch zu den Stammkräften zu zählen bin, gab es Ersatz durch Alexej und Horst - beides durchaus kampfkräftige Recken, so dass unser Nachteil sich in Grenzen hielt. Dennoch hatten wir an den ersten Brettern recht spürbare DWZ-Nachteile, während sich das an den hinteren Brettern etwa die Waage hielt, mit leichten Vorteilen zu unseren Gunsten vielleicht.
Frank mit schwarz gegen Irina Bräutigam, die beim letzten Aufeinandertreffen und auch in der gesamten Saison eine starke Leistung zeigte, und ans Spitzenbrett aufgerückt war. Frank spielte recht typisch mit aktiven Figuren; seine Gegnerin löschte alles recht trocken ab. Sören spielte mit weiß gegen Sven Lorenzen. Etwas mehr Raum für Sören, aber sein Gegner ohne Schwächen... schwierig, da etwas heraus zu pressen.
Matthias mit schwarz gegen Alexander Berenstein.... ich habe tatsächlich keine Bilder aus der Eröffnung vor Augen, bedauerlich. Sven spielte erneut einen recht ruhigen, aber nachhaltigen Aufbau gegen Nikolai Quiring. Viel Gegenspiel hatte schwarz da nicht, aber seine Stellung war stocksolide.
Jochen bekam denselben Aufbau gegen Jan Klügel vorgesetzt wie ich in der letzten Saison. Die Partie nahm tatsächlich einen ähnlichen Verlauf, dann wich Jochen aber ab in Richtung einer asymmetrischen Stellung. Ich hatte es mit Manfred Plewka zu tun, der früh witzige Manöver mit dem Springer fand. Ich hatte deutlich mehr Raum, vor allem am Damenflügel.
An Alexejs Brett wurden recht schnell Figurensätze getauscht. Sein Gegner Bernd-Christian Rosenkranz hatte die bessere Entwicklung und gewisse Angriffschancen, Alexej dafür einen Bauern mehr. Ich persönlich fand es schwierig zu entscheiden, wie man damit umgehen solle. Auch an Horsts Brett wurde einiges abgetauscht. Im Ergebnis verblieb er gegen Joachim Podratz mit zwei Springern gegen das Läuferpaar (bei diversen Schwerfiguren, versteht sich). Ich hatte den Eindruck, dass Horst sich damit wohl fühlte, und das ist die Hauptsache.
An Svens Brett wurde remis gemacht - kein Durchkommen ohne immenses Risiko möglich. Auch bei Matthias kam es zum gleichen Ergebnis. Sein Gegner hatte zwar Überlegenheit am Damenflügel und eroberte dort auch einen Bauern, aber der Gegenangriff von Matthias zwang seinen Gegner, mit der Dame den Flügel zu decken, worauf Matthias Dauerschach geben konnte - der gegnerische König stand völlig allein; aber eine Dame ohne Unterstützung kann auch nicht matt setzen. (1:1)
Ich kam ganz gut vorwärts, hatte zwischendurch Bauern auf b4, c4, e4, f4, und Springer auf d4 und d5. Mein Gegner spielte quasi um dieses riesige Territorium herum, aber ich hatte das Gefühl, dass ich besser stehen müsse, wenn ich nur nichts einstelle. An Alexejs Brett wurde es konkreter: einen Mehrbauern an dem einen Flügel hatte er noch, dafür war am anderen der mittlere gefallen. Das mochte theoretisch Ausgleich gewesen sein, aber es war schwierig zu spielen für Alexej.
Auch für Jochen sah es nicht gut aus: sein Gegner hatte offenbar einen klaren Plan, und Jochen brauchte dringend Gegenspiel. Woher dies nehmen vermochte ich beim oberflächlichen Betrachten nicht zu erkennen.
Frank geriet unter Druck. Sein sicher gutes Gegenspiel im Zentrum wurde stark entkräftet, und am Damenflügel spielte sich das für seinen Gegnerin wie mit dem Autopiloten. Schwierig schwierig...
Mein Gegner hielt dem Druck nicht stand. Ein Bauernvormarsch am Königsflügel (Fritz sagt sofort '+-') kostete mich zwar einen Bauern, aber der kombinierte Angriff gleich mehrerer blendend postierter Figuren gewann zwingend die gegnerische Dame. Bald bekam ich noch einen Bauern und musste nur noch aufpassen, dass die mittlerweile prächtig miteinander harmonierenden Figuren meines Gegners nicht Schaden anrichten würden.
Nach der Zeitkontrolle an unserem Brett kam die Meldung: Sieg an Brett 8! Horsts Gegner hatte falsch getauscht und stand sofort glatt auf Verlust. Super... nicht der erste Sieg Horsts in der 1. Mannschaft! (2:1)
Jochen stand mittlerweile auf verlorenem Posten, da war nichts mehr zu machen. Oder wie es womöglich Klaus Kalkstein formuliert hätte: an dieser Holzkiste ist nichts mehr zu löten. Auch bei Alexej musste etwas schief gegangen sein. Er war in einem Turmendspiel mit zwei Minusbauern gelandet, dazu abgesperrtem König. Fast zeitgleich gab auch mein Gegner auf, so dass es richtig spannend wurde (3:3)
Sören hatte durch ein remis-Angebot (das kam noch vor dem 3:3) signalisiert, dass er keine großen Aussichten sah, das völlig ausgeglichene Spiel zu gewinnen. Frank musste die Überlegenheit seiner Gegnerin anerkennen. Auch hier war kaum noch etwas zu retten. (3:4) Und aufgrund dessen nahm Sörens Gegenspieler das remis-Angebot an (3,5:4,5)
Es hätte auch anders ausgehen können, aber wie im Vorjahr war auch diesmal die Niederlage gegen Rendsburg verdient.