Die Flensburger gehören nach einigen Jahren gemeinsamer Verbandsliga-Zugehörigkeit schon fast zu den alten Bekannten. Das dritte mal kreuzten wir die Klingen, das dritte mal in Flensburg. Ob die überhaupt wissen, wo Itzehoe liegt? Bei uns mussten leider im Vorwege gleich drei Stammspieler passen; sehr kurzfristig fiel auch noch einer von den Ersatzspielern aus - Alexej Litau und Kalle sprangen ein. Die Flensburger spielten mit einer sehr starken Truppe: 70 DWZ-Punkte pro Brett mehr als wir, dazu 1:0 Führung (wie ließen Brett 3 frei) - die Favoritenrolle war beim Anpfiff klar, und das beim Duell des Vorletzen gegen den Dritten.
Cliff spielte wie üblich anfangs ruhig, aber nachhaltig gegen Artur Kevorkor. Bald hatte er das Läuferpaar, und sein d-Bauer - ein Isolani - lief. Frank hatte eine sehr aktive Figurenstellung gegen Gert Aaagard. Früh attackierte dieser mit sehr lockernden Bauernzügen Franks Stellung, das versprach eine sehr wilde Partie zu werden.
Sören spielte mit schwarz gegen Daniel Otis Thieme. Hier wirkte das nach einigen Zügen wie französisch Vorstoßvariante mit vertauschten Farben - beide Seiten hatten ihre Vorzüge. Andreas entwickelte sich ruhig gegen Max Neuendorf - auch hier hatte weiß mehr Raum und Übergewicht am Damenflügel, schwarz am Königsflügel.
Bei mir war es gegen Jan Urbansky ruhig, aber nur scheinbar zäh. Bis zum ersten Abtausch vergingen viele Züge, aber es war eine Menge Rechenarbeit nötig. Alexej hatte gegen Asbjorn Schack das größte DWZ-Minus zu verkraften: 350 Punkte sind eine echte Hausnummer. In einem Königsinder zerlegte Alexej den gegnerischen Damenflügel in Trümmer; und bald waren nicht einmal mehr Krümel vorhanden. Einziges Manko: Alexej hatte nicht rochiert, die schwarze Dame kam bis nach g2. Schon beim ersten Rundgang fiel beim Zählen an Brett Kalles auf, dass er gegen Stephan Millgramm eine Qualität für nichts aufgrund einer simplen Fesselung gewonnen hatte.
Es sah also überraschend gut aus: wir standen an einem Brett auf Gewinn, einmal klar besser, an keinem Brett schlechter.
Cliff kam mit seinem Bauern immer weiter voran, eroberte sich dominante Plätze für seine Dame und einen Springer, und opferte fast unvermittelt einen Läufer. Dieser konnte wegen matts oder Damenverlust nicht geschlagen werden, hätte nun aber aufgrund des vor dem geschlagenen Bauern ein tödliches Feld einnehmen können, welches Springerverlust beim Gegner zur Folge gehabt hätte. Eine Partie aus einem Guss... (1:1)
Kalle hatte den Vorteil umgewandelt in einen mit zwei verbundenen Bauern im Turmendspiel. Als 4:1 an Bauern stand, hatte sein Gegner genug. Auch hier eine tadellose Leistung. (1:2)
Alexej vergrößerte seinen Materialvorteil bis hin zu einem ganzen Turm. Allerdings vagabundierte sein junger Gegner nun mit Dame und Turm vor Alexejs König herum, dazu mit vorrückenden Bauern am Königsflügel. Das musste gewonnen sein, allerdings war die Verteidigung dann nicht einfach. Der König fand kein sicheres Plätzchen, Alexej verlor seinen Materialvorteil nach und nach vollständig, und erlag am Ende dem Kreuzfeuer der immer noch aktiven Figuren. Das hat er super gespielt, und war nur einen Hauch von einem ganzen Punkt entfernt. (2:2)
Kurz danach war meine Partie auch vorbei. Nach zähem Ringen meinte ich die Oberhand gewonnen zu haben, und ging im Zentrum vor. Es standen dann einige Figuren schlecht, aber das Hauptproblem war meine Dame. Mein Gegner kam mit einem sehr mutigen und meine Bauernstellung am Königsflügel aufreißenden Vormarsch, auf den ich gut im Zentrum hätte kontern können mit immer noch leicht besseren Aussichten für mich. Ich reagierte falsch, verlor sämtliche Vorteile am Damenflügel, dazu zwei Bauern am Königsflügel. Mit drei Bauern im Rückstand und passiver Stellung gab ich auf. (3:2)
An Franks Brett kippte das sehr muntere Spiel zugunsten seines Gegners, der zum Ende hin die Sache im Griff hatte. Schade: nach meinem Eindruck hatte Frank in der Eröffnung mit einigen sehr kreativen Manövern die Oberhand gewonnen. Auch hier kippte eine zuvor gute Partie in Richtung der Flensburger. (4:2)
An Andreas und Sörens Brett wurde bald darauf in Stellungen mit ausgeglichenen Chancen remis vereinbart. (5:3)
Der Sieger der Flensburger geht in Ordnung. Hervorzuheben ist die Atmosphäre in dem für die Flensburger so entscheidenden Mannschaftskampf. Das hat Spaß gemacht, auch wenn für uns keine Mannschaftspunkte herausgesprungen sind.