Auswärtsspiel beim alten Rivalen in Glückstadt. Für uns neu waren die Räumlichkeiten in einer Kleingartenkolonie. Alles in allem muss man sagen: gute Spielbedingungen dort. Ob diese Location dazu beitrug oder nicht, die Atmosphäre war insgesamt freundlich - das kann man ja auch einmal erwähnen.
Bei uns fehlte lediglich Hauke, der durch Alexej, der insgesamt an Stabilität zugelegt hat, ersetzt wurde. Unsere Gastgeber spielten in etwa in Bestbesetzung. Wichtigste Personalie: mit Manfred Kröncke.
Cliff baute sich ruhig, aber nachhaltig gegen Stefan Kock auf. Recht zäh, das Ganze. Es gab für beide Seiten Potential, einen Zentrumsbauern vorzustoßen. Man begnügte sich damit, das nicht auszuführen, und es dem Gegner auch nicht unter guten Umständen zu erlauben. Hauptmerkmal der Stellung: ein schlechter Läufer von Stefan.
Manfred Kröncke bekam gegen Frank schnell eine angenehme Stellung. Frank hielt dagegen, beging aber eine Ungenauigkeit. Jedenfalls kam ihm ein wichtiger Bauer abhanden. Gegenspiel kam nur schwer in Gang, dazu hatte Manfred das Läuferpaar.
Wolfgang spielte gegen CD Scheller die Eröffnung recht offensiv, aber auch etwas sorglos. Ergebnis: CD erhielt die Möglichkeit, mit einem Bauernvormarsch ein Tempo gegenüber üblichen Mustern zu sparen, und hatte vollen Ausgleich. Wolfgang bot eine Zugwiederholung an, der CD aber auswich - berechtigterweise, fand ich.
Sören hatte mit schwarz eine sehr angenehme Stellung gegen Joanis Teknis. Einige Ungenauigkeiten führten dazu, dass er das angenehmere Spiel erhielt, mit deutlich besseren Chancen.
Auch Sven spielte recht zügig nach vorn gegen Torsten Schipmann. Dieser hatte zwar viele Bauern im Zentrum, aber ein jedes Vorgehen hatte den grundsätzlichen Nachteil, dass sich die Stellung zu Gunsten Svens Läuferpaar öffnen würde. Statt dessen griff Torsten zu dem gekünstelt wirkenden Plan, fast ohne Figurenentwicklung den h-Bauern vorzutreiben.
Andreas spielte mit schwarz gegen Rüdiger Kraas, der nicht unerwartet eine extrem ruhige, aber saubere Entwicklung aufs Brett brachte. Andreas Versuche, etwas Spannung aufzubauen, erschienen mir etwas gewagt; aber wie er mir später sagte, fühlte er sich wohl damit. Und das ist zweifellos die Hauptsache.
Ich stand zum wiederholten male vor der Situation, am Tag nach meinem Promi-Simultan einen Mannschaftskampf bestreiten zu müssen - diesmal gegen Markus Penkwitz. Ich bekomme es nur bedingt hin, den Oberflächlichkeitsmodus vom Vortag abzustreifen. Also erst mal ruhig und positionell druckvoll; nur nicht zu rechenintensiv.
Alexej spielte mit schwarz gegen Joachim Pooch. Obwohl recht geschlossen begonnen, mutierte das bald zu einer sehr munteren Partie. Fast permanent waren erhebliche Veränderungen des Stellungsgefüges möglich. Hier einen Plan zu entwerfen, schien fast nicht möglich. Ich persönlich hätte auch hier lieber die Stellung des Glückstädters gehabt.
Schnell ging es dann bei Sven. Sein Gegner hatte mit dem h-Bauern keinen Erfolg, die Linie blieb geschlossen, und ließ Dame und Turm am Rand zurück. Sven kam mit Riesenschritten dem König näher, mittlerweile vagabundierten seine Figuren über das ganze Brett, fast ohne Gegenwehr. Der schwarze König wurde zum Laufen gebracht, was auch bereits den Untergang bedeutete: matt oder riesige Materialverluste waren nicht mehr zu verhindern. So kennt man Sven, gut gespielt. 1:0 (aus unserer Sicht)
Bei mir wurden zwei Linien geöffnet, was den Charakter der Stellung wesentlich veränderte. Im Hinblick auf meine temporären 'Rechenkünste' und dem Punkt vom Sven bot ich remis an, welches auch angenommen wurde. 1,5:0,5
Parallel bekamen Andreas und Alexej remis-Angebote ihrer Gegner. Beide schauten weder rechts noch links und lehnten ab.
Sören hatte seinen Gegner völlig im Griff. Mag eine Bauernstellung h3, g4, f2, e5 okay sein - wenn die f-Linie halboffen ist und der Gegner dort drei Schwerfiguren platziert hat und obendrein einen Springer auf h4, ist das bei nicht vorhandenem Gegenspiel positionell als verloren zu betrachten (einen gedeckten Freibauer im Zentrum hatte Sören auch noch auf der Habenseite).
Anders sah es bei Frank aus. Sein Gegner hatte ihn mehr und mehr eingeschnürt - Franks Springer bekam weder einen Platz zum blockieren noch ein geschütztes Feld im Zentrum.
Bei Wolfgang und CD bekam man ein damenloses Mittelspiel mit jeweils zwei Türmen und Läufern zu Gesicht. Wolfgang hatte die bessere Struktur, die aber durch CDs Initiative ausgeglichen wurde. Ein Bauer war zwar isoliert, rüttelte aber weit vorgerückt an den Grundfesten der weißen Stelllung. Interessant war auf jeden Fall, dass die Läufer das Brett beherrschten, und lange den gegnerischen Türmen alle guten Felder nahmen. Irgend wann bot hier CD hier remis an, welches aber diesmal Wolfgang ablehnte.
An Cliffs Brett nichts Neues: ruhiges Manövrieren, auf der a-Linie tauschte sich ein Turmpaar ab. Ein schwarzer Turm drang dort ein, wich aber sofort zurück, um Cliffs Durchbruchsdrohungen abzulöschen. Immer noch beherrschendes Merkmal: der schlechte schwarze Läufer.
Alexej hatte ein paar Bauern getauscht, den Gegner mit zwei Isolanis und einer offenen Königsstellung zurück gelassen. Den Versuch Joachims, im Zentrum stabiler zu werden, konterte Alexej mit einem Schach auf der Grundreihe, welches sofort entscheidend war. Auch ein temporäres Qualitätsopfer nütze nichts mehr - matt in wenigen Zügen, sehr schön. 2,5:0,5
'Gut gespielt' aus Richtung Brett eins... Cliff hatte gewonnen. Stefan kam im Zentrum doch zu dem lange geplanten und immer wieder verhinderten Vormarsch. Im Ergebnis hatte Cliff ein Riesenfeld für seinen Springer, während Stefans Läufer immer noch schlummerte. Es schien zwar nichts Entscheidendes zu sein, aber Cliff erspähte die Möglichkeit eines Turmopfers. Die folgenden Attacke von Dame und Springer war beeindruckend. Nach einer Reihe von erzwungenen Zügen gewann Cliff mit einem Abzug Stefans Dame. Wunderschöne Kombination, insbesondere nach dem langen zähen Geknete. 3,5:0,5
Das war's, sollte man meinen, denn da war ja noch Sörens Gewinnstellung. Bei einem kurzen Blick vermisste ich aber einen schwarzen Turm. Sören hatte ihn geopfert, war aber einer Fata Morgana aufgesessen. Das ging einfach nicht, und auch ein Dauerschach war nicht mehr drin. Sehr zäh von Joanis, der so eine löchrige Stellung verteidigt hat. Eckpfeiler seiner Stellung war tatsächlich ein Springer auf d1, der kein einziges Feld betreten konnte, aber den Punkt f2 zuverlässig deckte. Sollte das noch einmal spannend werden? 3,5:1,5
Auch Franks Springer wurde auf die Grundreihe zurück geworfen. Ein Bauernvormarsch Manfreds im Zentrum war nicht mehr zu verhindern. Da dieser einen weiteren Bauernverlust zur Folge hatte, gab Frank berechtigterweise auf. Stark gespielt von Manfred, der eine einzige Ungenauigkeit in der Eröffnung so sicher ausgenutzt hatte. 3,5:2,5
Es wurde also in der Tat spannend...
An Wolfgangs Brett waren mittlerweile je ein Turm und Läufer verschwunden, je ein Turm und ungleichfarbige Läufer verblieben bei gleichem Material. Das war aber mitnichten ein Indiz für ein remis. CDs Bauernmehrheit von 4:2 konnte keinen Freibauern bilden, während Wolfgang bereits deren zwei hatte. Auch Turmtausch entlastete CD nicht. Die Bauern waren nicht aufzuhalten. Als auch die Option 'Läufer gegen beide Bauern opfern' verhindert wurde, gab CD auf. Tolle Partie, von beiden Seiten. 4,5:2,5
An Andreas Brett befand sich jeweils ein Springer mit drei verbundenen Freibauern. Andreas hatte hier aber die klar schlechteren Karten. Nicht nur, dass ein König weder hüben noch drüben eingreifen konnte, auch sein Springer konnte dem gegnerischen schnellsten Bauern nur bewundernd zuschauen. Was blieb, war ein Losstürmen der eigenen Bauern. Zumindest an einer Stelle hätte Rüdiger diese aufhalten können, übersah aber diese Möglichkeit. Im anschließenden Damenendspiel wurden zunächst Springer getauscht, dann ein Bauernpaar, bis es zu D+B gegen D kam. Ob das zu gewinnen war oder nicht, Rüdiger gelang es nicht. Andreas kam zum Dauerschach und rettete das remis. 5:3
Das wogte heute hin und her, aber an der Berechtigung des Siegs gibt es wenig Zweifel. An mehreren Brettern hätte auch ein anderes Ergebnis heraus kommen können, aber der klarste Kipper war an Sörens Brett.
Im Hinblick auf unsere Aufstiegsambitionen war das ein Pflichtsieg, half uns aber nicht wesentlich. Elmshorn besiegte knapp AGON II, so dass wir vorerst auf dem dritten Platz geparkt sind. Ausrutscher der beiden Ersten sind kaum noch zu erwarten - das Gefälle innerhalb der Liga ist sehr groß. Wir haben in der Richtung Aufstieg keinen Druck, werden aber zupacken, falls sich eine Chance ergeben sollte.