Zum ersten Mal überhaupt trafen wir auf die Mannschaft aus dem Nordosten des Landes, dem schönen Kappeln.
Wir Schleswig-Holsteiner kennen das tolle Städtchen, dem Bundesbürger ist es spätestens durch die Fernsehserie ‚der Bergdoktor‘ (oder war es ‚S.O.S Charterboot‘?) bekannt. ;-) Das einzige Problem für uns: die Anfahrt gestaltet sich doch recht zeitraubend. Dann allerdings kamen nacheinander drei Ausfälle für uns: Sören, Jens und Hauke mussten passen, teils sehr kurzfristig. Und so kamen Jochen, Sascha und Horst zum Einsatz. Herzlichen Dank für die Bereitschaft zum kurzfristigen Einsatz. Natürlich waren wir auch so noch Favorit, aber die Ausgangslage schien nicht so eindeutig wie es bei Bestbesetzung der Fall gewesen wäre. Angekommen am Spielort fiel die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Kappelner auf; sehr angenehm, zumal der Spielort in einem Nebenraum einer Gaststätte auch seinen Charme hat. Leider hatten die Kappelner einen noch kurzfristigeren Ausfall, der nicht mehr kompensiert werden konnte, so dass ich kampflos den Punkt bekam. Sehr angenehm, dass dieses Brett gar nicht aufgebaut wurde mit tickender Uhr, die dann nach einer Stunde den Punkt offiziell werden lässt. Besten Dank für diese faire Geste!
Ich hatte Andreas einen Tipp gegeben, die Eröffnungsvorlieben seines Gegners Harald Klawitter betreffend. Er war gewarnt und wich mit weiß sehr früh ab – nicht allzu aggressiv, aber sicher und solide. Das sah bei Jasche (auch mit weiß) gegen Michael Kläve nicht so aus – von Ruhe keine Spur. Früh rollten die Bauern in Richtung gegnerischer Grundlinie, schwarz war nahezu völlig paralysiert.
Sven sah sich mit schwarz einem sehr sicheren und nachhaltigen Aufbau von Mark Ehwald gegenüber. Weiß hat da gefühlt wenig, schwarz eher noch weniger. Jörn ging recht aktiv gegen den Jugendlichen Ruben Jankisch vor. Das war schon okay, aber ein weiteres Vorgehen im Zentrum schien mir etwas voreilig zu sein – hier stand sein Gegner nach meinem Empfinden besser: schwacher Läufer und Isolani auf Jörgs Seite ohne ausreichende Kompensation.
Jochen spielte mit schwarz gegen Thomas Nautsch; beide bauten sich ordentlich auf. Früh bekam Jochen das Läuferpaar, dann gab es gefühlt über Stunden keinen ‚Feindkontakt‘ mehr. Sascha spielte mit weiß gegen den zweiten Jugendlichen, Paul Rieger. Sascha hatte etwas mehr Luft im Zentrum, aber ich bezweifle, dass man da von Vorteil sprechen konnte; sein Gegner spielte das sehr ordentlich. Horst hatte es als schwarzer mit Heiko Nehmdahl zu tun. Hier ging es ebenfalls recht ruhig zu. Da gab es einen Tausch, der Horsts Läufer im Zentrum auftauchen ließ.
Ganz okay, fand ich. Wir führten ja bereits, Jasche stand erheblich besser, Jörn etwas schlechter, der Rest weitestgehend ausgeglichen. Und da wir bis auf Brett 1 erhebliche DWZ-Vorteile hatten, gab es keinen Grund zur Sorge. Dann aber verlor Horst eine Figur: der kecke Läufer wurde von einem Bauern angegriffen, musste zurückweichen, worauf der Bauer auf dem nächsten Feld eine Gabel zur Verfügung hatte. Ich hatte diese Wendung auch übersehen…
Dann ging es an Jörns Brett rund: er stand verdächtig, und nach einem bösen Springerzug seines Gegners sah es nach einer Minus-Qualität aus. Allerdings hatte Jörns Dame einen sehr starken Zwischenzug auf Lager, der ersticktes Matt drohte. Darauf fiel der kecke Springer, der nicht wegziehen durfte. Sein Gegner steckte noch weiteres Material in die Stellung und zwang Jörn zu exakten Zügen. Nach Rückgabe einer Qualität war dann aber die Entscheidung gefallen: Jörn verblieb mit einer Mehrfigur ohne Kompensation. Sein Gegner gab auf. Bald darauf gab auch Horst nach großem Kampf die hoffnungslos stehende Partie auf: 2:1 (aus unserer Sicht)
Ich war nun etwas beruhigter: Jasche stand mittlerweile glasklar auf Gewinn (Mehrturm), Sascha und Jochen kneteten ordentlich und würden wohl beim Manövrieren das bessere Ende erwischen. Dann kam allerdings Andreas zum Erfolg, für mich überraschend schnell. Er hatte am Damenflügel eine Bauern-Mehrheit, während sein Gegner am Königsflügel vorging, allerdings nicht zwingend genug war. Andreas bildete einen Freibauern, der nicht korrekt in seinem Vorwärtsdrang gebremst wurde, stattdessen nach erzwungenem Turmtausch zur Dame gelaufen wäre: Andreas‘ Gegner gab auf. 3:1
Und dann war es bei Jasche soweit. Nachdem er die gegnerischen Angriffe zurückgewiesen hatte, kam es zu weiteren Materialgewinnen: ein bewegungsunfähiger Läufer auf der Grundlinie wurde erobert, und das mit matt oder Damentausch. 4:1
Auch Sascha hatte seinen jugendlichen Gegner überspielen können. Dieser hatte lange ordentlich bis gute Züge gefunden, verlor dann aber den Faden und ließ sich von Sascha, der lange geduldig Druck ausgeübt hatte, mattsetzen. 5:1
Sven stand kritisch, fand ich – kaum Gegenspiel, während der Gegner immer mehr Druck gegen die schwarze Majestät machte. Jochen bewegte nach wie vor seine Figuren auf den beiden letzten Reihen hin und her, bis sein Gegner alle vier zentralen Bauern aufmarschieren ließ. Drei Züge später hatte weiß im Zentrum einen Isolani, vor dem ein schwarzer Läufer riesige Wirkung entfachte. Bald darauf fiel ein entscheidender Bauer bei weiß. Bei diesem Zwischenstand fuhren wir Richtung Heimat. Die beiden noch laufenden Partien endeten mit einer Niederlage Svens und einem Sieg Jochens: 6:2.
Das war bei drei Ausfällen ein sehr wichtiger Sieg für uns. Und da Burg Leck besiegte, sind wir tatsächlich Tabellenführer. Sehr erfreulich, aber wir werden weiter auf dem Boden bleiben und nicht anfangen zu träumen. Dennoch darf man sich freuen – so gut stand unsere erste Mannschaft schon lange nicht mehr da. Unser Gegner ist nun Tabellenletzter, immerhin punktgleich mit den beiden Mannschaften davor. Meine Sympathie haben sie und von daher wünsche ich ihnen viel Glück in den weiteren Spielen der Saison.
Im neuen Jahr treffen wir als nächstes auf Burg. Falls die glauben, dass wir aus purer Dankbarkeit dafür, dass sie uns zum Tabellenführer gemacht haben, freiwillig Gastgeschenke verteilen, sind sie im Irrtum. J
Wir wünschen eine frohe Advents- und Weihnachtszeit und sehen uns nach einem hoffentlich guten Rutsch ins neue Jahr 2025 wieder. Bis dahin alles Gute.