Mit etwas Abstand zum Spiel und zur Saison hier nun der Spielbericht zum Spiel gegen Flensburg. Die Vorzeichen waren klar:
Erster gegen den Letzten – Flensburg musste gewinnen, um sicher aufzusteigen, wir waren bereits abgestiegen. Das wäre in etwa so, als wenn der BVB am letzten Spieltag nicht gegen Mainz, sondern gegen Hertha spielen müsste bzw. dürfte. Während wir ohne Andreas spielen mussten, trat unser Gast zu neunt an – Scherz; Mannschaftsführer Dirk Maleska war anwesend, spielte aber selbst nicht, schrieb stattdessen fleißig alle Züge mit. Offiziell waren wir pro Brett um etwa 260 DWZ-Punkte im Hintertreffen. Bedenkt man die Spielstärke des FMs an Brett drei, kann man von 300 Punkten Unterschied ausgehen.
Normalerweise beschreibe ich die Partien zunächst in der Reihenfolge der Bretter; da ich hier aber mal ganz vorn saß, sehe ich mal davon ab: der Esel sollte sich nicht zuerst nennen. Sören spielte mit weiß gegen Hovhannes Harutyunyan, der gewohnt schnell die Züge aufs Brett brachte, dabei aber in meinen Augen etwas sorglos zu Werke ging: Sören bekam schnell Druck gegen die schwarze Stellung mit aktiven Figuren und potentiellen Bauerndurchbrüchen.
Jochen hatte es mit dem dicksten Brocken zu tun: Ihor Tymoshenko. Dort wurde lange Theorie gespielt. Jochen hatte Raumvorteil und Chancen am Königsflügel, sein Gegner marschierte am Damenflügel breit auf und kam zu Linienöffnungen. Jan hatte ebenfalls Raumvorteil am Damenflügel gegen Max Neuendorf, hielt dort aber die Stellung geschlossen.
Jörn spielte mit schwarz gegen Gert Aagaard. Hui, gab es da viele Schlagmöglichkeiten zu bestaunen. Einschätzen konnte ich das nur bedingt, aber eins war klar: höchste Vorsicht war geboten. Kalle kam gegen Dirk Moysich recht schnell ins Endspiel, das ich für ausgeglichen hielt. Allerdings fand sein Gegner bald gute Felder für die Figuren und schien sich wohl zu fühlen.
Horst spielte mit schwarz gegen Frank Hänjes und stand etwas passiv, befreite sich dann zuungunsten seiner Bauernstellung. Horst ist für seine zähe Verteidigung allerdings bekannt und ließ sich nicht vom Brett fegen. Bei Ulf gegen Guido sah das ganz gut aus. Mit recht einfachen Zügen hatte er einen kleinen Vorteil erreicht und drückte auf der schwarzen Stellung herum. Ich hatte es mit Carsten Bank-Friis zu tun und bekam eine ähnliche Stellung wie zuletzt in Burg – etwas weniger Raum, aber absolut solide und mit ordentlicher Entwicklung.
Die Reihenfolge der Entscheidungen ist mir unterwegs abhanden gekommen: Ulf erreichte ein Remis in guter Stellung, Kalle verlor und Horst spielte ebenfalls Remis. Das war eine ordentliche Ausbeute an den hinteren Brettern, auch wenn Flensburg so dem Ziel Aufstieg näher kam. Bei Jörn ging es wie erwartet chaotisch zur Sache: zunächst verlor er eine Figur, gewann diese aber nicht erzwungen zurück. Das Wettrennen gegen die Könige verlor er dann leider, so dass auch hier eine 1 für Flensburg auf dem Zettel stand. (1:3)
Jochen kam sehr unter Druck und verlor einen entscheidenden Bauern, welches zur sofortigen Aufgabe führte. Etwas schade… erzwungen schien das nicht gewesen zu sein, aber der Druck war schon enorm. Ich konnte meinen Gegner verleiten, einen Isolani in Kauf zu nehmen, überließ ihm dann das Läuferpaar, um das Feld vor dem Einzelbauern mit dem Springer zu besetzen. Das war bombenfest, mein remis-Angebot wurde angenommen. Die Retro-Analyse war extrem interessant und lehrreich –besten Dank dafür.
Jan wurde jäh am Damenflügel gestoppt und am Königsflügel überspielt: ein unvertreibbarer Springer im Zentrum brachte die Vorentscheidung. Den Ehrenpunkt (auch wenn dies nicht die letzte Partie war) erzielte Sören. Sein Gegner stand bereits passiv und sehr verdächtig, als er seine Dame auf einen Ausflug ins fremde Lager schickte, was ihn Haus und Hof kostete. (2,5:5,5)
So, das war’s dann mit uns in der Verbandsliga. Es gab einige unglückliche Niederlagen, aber der Abstieg ist klar verdient. Nun geht’s halt mal in die Bezirksliga. Unser Ziel sollte es sein, den sofortigen Wiederaufstieg zu erreichen.