Wie sich heraus stellte, war unser Gegner noch nicht in unseren Räumlichkeiten (Mensa der AVS) zu Gast. Bei ihnen fehlte die etatmäßige Nr.1, bei uns erneut reichlich Stammspieler.
Diverse Vorbereitungen dürften somit ins Leere gelaufen sein. Bei mir war’s knapp, hatte ich doch tagelang mit einem Infekt zu kämpfen – erst am Samstag fällte ich die Entscheidung, dass es irgendwie gehen müsse. Die Favoritenrolle war klar: Unser Gast war pro Brett um 250 Punkte schwerer.
Nach einer Stunde sah das aber ganz ordentlich aus. Andreas hatte mit schwarz vollen Ausgleich gegen Manfred Homuth – entgegengesetzte Rochaden, gute Entwicklung, keine Schwächen. Bei mir gab es gegen Uwe Töllner einen typischen Maroczy – Aufbau: ich hatte die Seite mit weniger Raum, aber das stört mich nicht. Gegenspiel gibt’s immer.
Sören hatte mit schwarz gegen Enrique Ruiz-Hampel eine Stellung mit etwas weniger Raum, dafür der etwas besseren Struktur. Alles okay soweit, hätte er dann doch mal rochiert. So kam ein Durchbruch im Zentrum und schon wurde es gefährlich. Jan nahm Kai Karl Krüger das Läuferpaar ab. Allerdings öffnete sich dabei die h-Linie und der Gegner rochierte lang. Nix schlimmes, aber Obacht war sicher geboten.
Stefan musste sich mit schwarz des breiten Aufmarsches der Bauern von Rolf Möller erwehren. Ein echtes Gegenspiel sah ich nicht, auch wenn Stefan mit Nadelstichen den weiteren Vormarsch zumindest erschwerte. Kalle brachte früh ein Bauernopfer gegen Tim Bendfeldt, zudem wurde dessen Bauernstellung etwas geschwächt. Gepaart mit dem Entwicklungsvorsprung war mindestens ausreichende Kompensation vorhanden; dass sein Gegner nicht glücklich zu sein schien, bestätigte diese Einschätzung.
Auch Peter opferte früh einen Bauern gegen Gerd Bernhardt. Auch hier war gewisse Kompensation vorhanden, es gab deutlichen Entwicklungsvorsprung. Lucy war zum ersten Mal in den Reihen unserer Ersten. Ein herzliches Willkommen an dieser Stelle, liebe Lucy! Ihre Stellung war mehr als ordentlich gegen Eduard Wiederkehr: blitzsaubere Entwicklung mit einem Hauch an Raumvorteil.
Das sah also recht brauchbar aus. Nicht gut standen Sören und Stefan, bei allen anderen waren die Stellungen mindestens im Lot, teilweise (Kalle, Lucy) angenehmer zu spielen in meinen Augen.
Andreas gewann einen Bauern nach dem Damentausch und stand gratis besser. Leider ließ er völlig unnötig einen gegnerischen Turm auf die siebte Reihe…
Von da an habe ich mich ausschließlich um meine Partie kümmern müssen. Mein Gegner bot einen Bauerngewinn für mich an (oder wollte nicht passiv werden), der mich meinen Fianchetto-Läufer kostete. Unangenehm, da sein Läufer auf dem Brett blieb, auch wenn er sich zunächst auf der Grundreihe verstecken musste.
Andreas verlor den Schwung und wurde im Turmendspiel überspielt. Eine Weile versuchte er des freien Randbauern habhaft zu werden, aber es war vergebens. Sein erfahrener Gegner spielte das souverän zu Ende.
Ich hielt den Bauern fest (Engine schwankte lange zwischen 0,5 und 1 für mich), aber es wurde kompliziert. Dann tauchte die schwarze Dame auf h3 auf und drohte, einen Turm über die 5te Reihe nachzuziehen mit ‚Ende auf h2‘. Das hätte ich leicht mit Aufzügen von e-und f-Bauer decken können mit erheblichem Vorteil. Dann kam aber die glorreiche Idee, dass ja ein Springer auf f4 den ganzen Plan vereiteln würde, weil es ja eine Qualität gewönne. Dass allerdings zunächst der Bauer h2 mit Schach fallen würde, entzog sich meiner Vorstellungskraft. Ich bin sicher, noch nie einen derartigen Rechenfehler begangen zu haben. Spätfolgen der Infektion?! Egal, das ist keine Ausrede. Mein Gegner bewegte sich mehrfach entlang der 30s-Grenze, beging aber keine schweren Fehler und sackte so den Punkt ein.
Mittlerweile hatte Sören (etwas glücklich, wie er meinte) remis gespielt, während Jan, Stefan, Lucy und Peter verloren hatten. Peter hatte noch einen zweiten Bauer ins Geschäft gesteckt, für den dann allerdings nicht genügend Kompensation vorhanden war. Lucy stand nach meinem Geschmack lange einen Hauch besser, aber der schwarze Springer auf c4 muss sofort getauscht werden. Bei Jan und Stefan habe ich das Ende nicht gesehen.
Beim Stande von 0,5:6,5 spielte noch Kalle, der wahrscheinlich recht kurz vor Schluss noch auf Gewinn stand. Eine gegnerische Batterie Tf3, Dd5 bei weißem Kh1, Tg1 und Bh2 war dann allerdings tödlich. Es gab kein Dauerschach und die weiße Dame bekam keinen Kontakt zum Feld g2, was nötig gewesen wäre. Wirklich schade…
Der Sieg der Eckernförder geht eindeutig in Ordnung; anderes zu behaupten wäre bei diesem Endergebnis ja absurd. Allerdings wurden wir unter Wert geschlagen – auch wenn das eine Binsenweisheit ist.
Wir sollten den Mut nicht sinken lassen. Dass uns nur ein Wunder noch in Verbandsliga halten kann, hat womöglich auch seine Vorteile – die restlichen Spiele können wir völlig befreit aufspielen.