Ein positives Detail vorweg: das Ergebnis musste ich nicht neu schreben, sondern konnte es von Spieltag 1 kopieren. Der uns gut bekannte Gegner mit dem Präsidenten des Landesschachverbands Schleswig-Holstein sowie dem Vizepräsidenten des Landesschachverbands Schleswig-Holstein in ihren Reihen hatte noch nie eine so gut besetzte Mannschaft;
aber wie sagte doch einst einer unserer ehemaligen Recken: „Gegen uns spielen immer alle“. Nehmen wir das mal als Zeichen allerhöchsten Respekts. Gute Nachricht beim Anpfiff: wir mussten uns nicht bei 13° C abquälen, zum Glück erst recht nicht bei -13° C.
Die beiden ‚Neuen‘ bei Hademarschen gesellten sich zu Andreas und mir an die sogenannten Spitzenbretter. Stefan Bien ist kein unbeschriebenes Blatt; zu einem Blitzturnier war er bereits im Bacchus zugegen; ich kann mich an höchst stabiles Spiel erinnern. Hier sah das anders aus: Torre-Angriff mit f4 hintendran ist nicht das, was man als ruhig bezeichnen würde. Andreas versuchte den Hauptfeind – den gegnerischen weißfeldrigen Läufer – loszuwerden. Dies gelang auch, dabei kam aber leider der Springer auf ein schlechtes Feld, von dem er nicht einmal gute Sicht auf die Brennpunkte der Partie hatte. Mein Gegner Ingo Krause hatte bisher 0 aus 2 – was soll man damit anfangen? Am besten gar nichts… wie ich später erfuhr, stand er in beiden Partien klar auf Gewinn, um dann jeweils einzügig etwas einzustellen. Gegen mich spielte er in der Eröffnung sehr gut, genauer: besser als alle anderen zuvor. Seine Figuren standen sehr aktiv, allerdings hatte ich zwei Bauernzüge in der Pipeline, mit der ich jene deutlich zurückwerfen konnte.
Chef vons Ganze Dirk Martens spielte gegen Sören… nix für mich, die Eröffnung wäre mir zu langweilig. Aber gut, kann man auch anders sehen. Zumindest standen nicht beide auf Verlust. Jochen und Michael Strebel hatten eine symmetrische Bauernstellung, allerdings schien sich Michael damit wohler zu fühlen.
Jan musste sich mit schwarz Martin Kruse erwehren. Nicht die einfachste Aufgabe, und doch meisterte Jan sie überzeugend: remis in einer Stellung, in der weiß absolut nichts hatte. Auch Jörn ließ gegen Burkhard Lewke nichts anbrennen und sicherte einen halben Punkt. Gut, wie die beiden sich machen. Getreu dem Motto: wenn ich nicht verliere, kann der andere nicht gewinnen (Boris Becker).
Vizechef vons Ganze Hendrik Niemöller knetete ziemlich in der Stellung Stefans herum, und das recht schnell. Stefan unterließ einen vermutlich notwendigen Zug ausgangs der Eröffnung und erlitt dann Verluste auf die eine und andere Art: ein Bauer hier, einer da, und zum Schluss die Stellung. Horst indes schien sich wohl zu fühlen gegen Lech Sobocinski. Aus irgendeinem Grund spielen die beiden immer gegeneinander. Vermutlich wird sich das nur ändern, wenn man sie beide an Brett eins setzt… na dann erst recht wohl nicht.
Die Stellung an meinem Brett kam bald in eine absolut ausgeglichene Position. Allerdings musste ich mir Mühe geben, das überhaupt hinbekommen zu haben – gefühlt war mein Gegner länger und häufiger am Drücker als ich. Er nahm mein remis-Angebot an. Bei Andreas ging es den Bach runter: der Druck war einfach zu stark.
Die Langweiler an Brett drei hatten ordentlich Chaos auf dem Brett fabriziert, Respekt! Und tatsächlich hatte Sören das bessere Ende für sich: Dirk verlor in Zeitnot noch mehr den Überblick und obendrein eine Figur. Mit einem Lächeln gab er auf. J
Horst hatte seinen Gegner immer weiter überspielt, stand eindeutig auf Gewinn. Sein Widersacher zog und… nichts weiter, seine Uhr lief und lief und lief… bis die Zeit um war. Souveräne Vorstellung von Horst, sehr schön!
Nun stand es 3,5 : 3,5, aber Jochen stand höchst verdächtig bis schlecht. Leider reichten seine teils kreativen Ideen nicht, um das Remis zu retten. Dass (sicher unbeabsichtigt) zu laut konkrete Züge besprochen wurden, die gerade an diesem letzten Brett zu hören waren, ist etwas unschön, allerdings war das nicht entscheidend für den Ausgang. Die Fairness der Hademarscher sieht man eher daran, dass niemand ihren Mitspieler darauf aufmerksam machte, dass seine Uhr lief, während er bereits gezogen hatte. Das passt schon so: der Sieg war verdient.
Nachdem wir nun genug Partien und Punkte verschenkt haben, müssen wir dringend an Stabilität zulegen. Wenn man so will, war dieses unsägliche 2022 auch für uns zum Ende hin sportlich betrachtet suboptimal. In diesem Sinne auf ein in vielerlei Hinsicht besseres 2023.