Die Schachmacher aus dem ganz hohen Norden nötigen mir großen Respekt ab. Vor einigen Jahren steigt die 1.Mannschaft auf, wird allerdings zum Abstieg verdonnert.
Die Mannschaft bleibt aber zusammen, steigt sofort wieder in die Verbandsliga auf und kurz danach dann doch in die Landesliga. Mehr noch, mittlerweile spielt auch deren 2te Mannschaft in der Verbandsliga, und das nicht mal schlecht: oberes gesichertes Mittelfeld. Gegen uns waren sie klarer Favorit mit knapp 100 DWZ-Punkten Vorsprung pro Brett, das ist schon eine Hausnummer. Bei uns fehlt Andreas, der extra Urlaub für die schachfreie Zeit gebucht hatte… und nun das. Auch Jakob könnte sich gern mal wieder einfinden, aber nicht heute. Die Lecker sind ausgeglichener besetzt, und das obwohl immer mal einer in der 1.Mannschaft aushelfen muss.
Sören mit schwarz gegen Hans Valdemar Hansen – das war recht verschachtelt, weiß hatte mehr Raum am Königsflügel, schwarz am anderen. Bald tauscht ein Turmpaar auf der einzig offenen Linie ab, was aber der Spannung keinen Abbruch tat. Ich spielte mit weiß gegen Michael Neumann, bekam einen Aufbau, der mir schon einmal vorgesetzt wurde. Was ist daran so toll? Bereits nach 10 Zügen ist die gegnerische Bauernstellung ruiniert, auch wenn die weiße Rochade verhindert wurde – der König findet einen wunderbaren Platz und es ist bereits jetzt Spiel auf ein Tor (+1,35 bei materiellem Ausgleich).
Jochen spielt mit schwarz gegen Thomas Kaup. London gegen königsindisch – hatte ich auch schon mal, das kann Spaß machen und richtig zur Sache gehen. Hier und auch bei Kalle gegen Christoph Osterkorn gibt es entgegengesetzte Rochaden. Details habe ich aber hier nicht mehr parat.
An den hinteren Brettern (schon ab Brett vier) war die DWZ-Lücke besonders groß (110, 150, 120, 100, 100). Aber am Anfang sind ja die Stellungen ausgeglichen und müssen erst ausgespielt werden.
Stefan hatte in einer ziemlich geschlossenen Stellung gegen Uwe Pettke einen schlechten Läufer gegen den guten weißen Springer übrig behalten und hatte nicht einmal zwei Reihen zum Manövrieren. Allerdings war seine Stellung fest und ein risikoloser Durchbruch nicht in Sicht. Hoppla! Horst hatte Dietlind Meinke bereits eine Figur abgenommen. Für zwei Bauern zwar, aber Figur ist Figur. Das sah gut aus.
Pit hatte es da gegen Helge Soerensen um einiges schwerer. Er griff zwar an, aber zunächst war mal ein Bauer weg, und gab es Chancen? Unklar, eher nicht. An Peters Brett wurde gegen Günter Knoop einiges getauscht. Peter hatte mehr Raum, aber den etwas schlechteren Läufer. Als sich auf der einzig offenen Linie alle Schwerfiguren tauschten, war das Remis beschlossene Sache. 0,5 : 0,5
Als nächster war ich fertig. Da waren einfach nur gute Züge zu machen, z.B. einen Springer unvertreibbar vor einem isolierten Doppelbauer postieren oder die Türme auf halboffene Linien stellen. Mein Gegner hatte überhaupt keine guten Züge, machte dann einen ganz schlechten und gab nach meiner Antwort (der Angriff hätte mindestens Figur und Bauer gekostet) auf. 1,5 : 0,5.
Jochen versuchte, den Gegner mit seiner Bauernmasse gegen den König zu erdrücken. Aber das kostete zu viel Zeit und so musste ein ganzer Turm ins Geschäft gesteckt werden. Nur mit Mühe hielt sein Gegner den Laden zusammen, entkam dann aber mit dem König zum anderen Flügel und erzwang Jochens Aufgabe. 1,5 : 1,5.
Kurz nacheinander mussten auch Kalle, der in einem schwierigen Endspiel (T+S+Bauern) einer Gabel nicht mehr ausweichen konnte, und Sören, der im Zentrum einen Riesenbauern gegen sich hatte und dazu Opfer einer Fesselung wurde, die Segel streichen. 1,5 : 3,5.
Horst tauschte und wickelte gut ab. Zwei Springer gegen einen ist aber auch unfair. Irgendwann ging bei schwarz ein Bauer verloren, was weiteren Wiederstand sinnlos machte. Stark und souverän gespielt, Horst. 2,5 : 3,5.
Sah nun etwas nach 2,5 : 5,5 aus, denn bei den haarsträubenden Verwicklungen an Stefans Brett schien sein Gegner das bessere Ende zu haben. Zeitgleich wurde der Weg gegen beide Könige freigelegt, bei Stefan schlug es ein. Turmopfer… Aber der nächste kam heran und gewann die schwarze Dame und noch einen wichtigen Bauern. Stefan konnte nun nicht mehr beide Türme gegen die Dame tauschen, das war bedauerlich.
An Pits Brett hatte sein Gegner mittlerweile viel getauscht (oder auch anders herum, aber einen großen Unterschied macht das ja nicht) und Pit neben dem Minusbauern auch mit dem schlechteren Läufer zurückgelassen. Das war gewonnen, keine Frage.
Stefan kam mit dem König in Sicherheit, stellte seinen Läufer irgendwo im Zentrum ab und schob die Türme ein wenig hin und her, bis sein Gegner unvermittelt schwierige Rechenaufgaben zu bewältigen hatte. Dies gelang ihm bald nicht mehr sehr gut und dann gar nicht mehr: Zeitüberschreitung in einer Stellung, in der Stefan bereits klar am Drücker war. Reeespekt Stefan! 3,5 : 3,5
Und Pits Gegner verhaspelte sich bei der Abwicklung so unglücklich, dass Pit eine Zugwiederholung erzwingen konnte: Remis. 4 : 4.
Das war glücklich bis sehr glücklich. Nein, ich ziehe jetzt keinen Vergleich zu Real Madrid am Vorabend… Matchwinner im Sinne des Punktgewinns war heute klar die untere Hälfte: drei auf vier gegen deutlich überlege Gegnerschaft. Das darf gern häufiger so sein. Wir sollten aber mal üben, nicht immer auf einem schlechten Läufer sitzen zu bleiben, scheint mir.
Wir haben noch ein Spiel gegen Burg, aber dieser Punkt sichert uns den Verbleib in der Verbandsliga. Und Burg? War mein Favorit Nr.1, zeigte sich aber nicht immer stabil und verlor in Glückstadt sehr hoch. Damit steigt Glückstadt auf, und das in einer sehr souverän gestalteten Saison. Herzlichen Glückwunsch!