Überraschend gutes Abschneiden auch dank starkem Nachwuchs
Gegen den Tabellenersten anzutreten ist neben der Vorfreude auf die Partien immer auch eine nervliche Herausforderung. So geschehen und in den ersten vier Spielen bestätigt, fühlten wir uns in Elmshorn recht unwohl nach den ersten zwei Stunden.
Wirklich alle? Nein, eine kleine Gruppe von Aufständischen leistete dem Platzhirschen (Gastgebern😉) starken Widerstand.
Pit tat das von Anfang an und Roland Falke spürte das am Druck auf dem Königsflügel. Wie schon öfter beobachtet, kann sich Pit mit kleinen aber unnachgiebigen Schritten Zugang zur gegnerischen Stellung verschaffen, die Türen der Festung eindrücken und mit Hilfe von vorgerückten Bauern ein schönes Matt erzwingen. 4:1 für Elmshorn, ein erster Lichtblick. Aber noch nicht gewürdigt als starker Beginn der Wende, sondern eher als Trostpunkt.
Doch an Leons Brett deutete sich eine weitere kleine Überraschung an und bei Lucy und Helmut Heine stand es zumindest ausgeglichen. Sie war sogar einen Bauern voraus. Ich glaube, er hatte sie etwas unterschätzt.
An Brett 5 sah man einen konzentrierten Peter Henke, der „Herausforderin“ Ornella Falke das Wasser zu reichen versuchte, bislang erfolgreich, obwohl er es irgendwie selbst nicht glauben konnte. Sie hatten sich auf der Königseite verkeilt, stritten sich um einen vorgerückten Bauern auf h4 und keiner lies locker. Es kostete schließlich beide Damen das Leben. Danach stand Peters König etwa solider da. Ornella hatte, wie ich glaube, auf eine Rochade verzichtet. Was bahnte sich da noch an?
Vorausgegangen waren vier Niederlagen. Bei Stefan und Andy Fleischer an Brett 1 wegen zwei Minusbauern bei Stefan, für die er keine Kompensation hatte und es einfach nicht besser wurde, während die Spielzeit verstrich.
Und Arne musste die Segel strecken gegen Wolfgang Kuhlmann. Hier habe ich leider nicht gesehen, wie es ablief.
Dagegen weiß ich genau, was bei mir schiefging in der Eröffnung. Wenn man gegen d4, e4, und f4 verteidigt und der Gegner auch noch Sf3 und Lc4 in Stellung gebracht hat, muss man auf f7 aufpassen, sonst verliert man zumindest eine Figur, wenn nicht sogar die Partie. So geschehen gegen Moritz Otto, dessen fragendes Stirnrunzeln ich spürte, als ich ihm in die Karten spielte. Zu spät.
Und dann war da noch Dennis an Brett 8, der eine ganze Zeit ausgeglichen stand gegen Ralf Schoenfeld. Und bei der Analyse mit Andy Fleischer zeigte sich auch, dass er durchaus Chancen auf ein Remis oder mehr gehabt hätte. Aber ein Spiel dauert einfach zu lange und die Anzahl der möglichen Fehler ist enorm. So kam es zum 0:4.
Doch zurück zu den Erfolgen.
Leon hatte kurz rochiert, sein Gegner lang. Das stellte sich später als Fehler heraus. Leons Läuferpaar war stark im Angriff und durch einen Turmtausch vor dem König fesselte er geschickt die Dame und den zweiten Turm des Gegners. Da noch seine Dame und ein weiterer Turm eingreifen konnten, gab Ulf Beckmann zu Recht auf. Sehr gut gespielt gegen den 400 Punkte stärkeren Gegner.
An Lucys Brett war die Lage aber noch dramatischer. Sie hatte ihren Mehrbauern bis ins Turm-Springer-Endspiel gerettet und war immer auf Augenhöhe. Dann ein Fehler, der sie den Springer kostete. In der Euphorie des Sieges leistete sich Helmut Heine aber zwei Patzer hintereinander. Er verlor beide Schwerfiguren und gab entnervt auf. Ich notierte geistesabwesend eine Null bei Lucy auf dem Spielbericht, weil ich die Wende gar nicht so schnell mitbekommen hatte und dachte, na ja, dann kann Peter ja entspannt auf Remis spielen gegen Ornella.
Aber nun musste er wieder Gas geben und seine 30 Minuten Vorsprung doch noch nutzen, oder? Ornella hielt sich zurück mit entscheidenden Qualitätsopfern. Sie hatte noch gut 4 Minuten und Peter über dreißig.
Aber wie eine Analyse mit Stockfisch ergab, war es richtig von Peter, das Remis mit Zugwiederholung zu erzwingen. Jeder andere Zug führte zu Nachteilen und die Schnellschachmeisterin hätte ihn sicher auch in 4 Minuten noch demontiert, wenn ansonsten der Spielverlust droht.
Wir waren sehr zufrieden und bleiben noch auf Platz 2 der Tabelle, denn Quickborn und Glückstadt haben weniger Brettpunkte.