Wir spielten heute in der Besetzung Sören, Sven, meine Wenigkeit, Jochen, Alexej, Kalle, Stefan und Horst. Eine ähnliche Aufstellung gab es bereits gegen Glückstadt.
Der heutige Gegner Uetersen, der in Bestbesetzung antrat, ist sicher etwas schwächer einzuschätzen, auch wenn sie sich bisher sehr gut gegen die vor der Saison abgegebene Einschätzung ‚klarer Abstiegskandidat‘ gewehrt haben. Vom Papier her waren wir leichter Favorit, aber bei unserem Gegner spielen einige junge Spieler, deren Spielstärke doch spürbar über der jeweiligen DWZ liegt. Dass das ein immens wichtiger Wettkampf werden sollte, war klar. Dennoch wurde vor Spielbeginn locker und freundlich geflachst.
Sören hatte sich mit Friedrich Theodor König des wohl besten Uetersener Spielers zu erwehren. Das war recht ruhig zunächst, Positionskampf immer wieder mit Möglichkeiten auf beiden Seiten, die Bauernstellung in der Struktur wesentlich zu ändern. Sven hatte gegen Finn Lukas Winkler bald eine angenehme Stellung, in der sein Gegner die Figuren auf Feldern platzieren musste, die nicht zwingend zu der Bauernformation passte.
Ich spielte mit schwarz gegen Heiko Röhling, der bisher in der Saison sehr gut gescort hatte und mir einen Aufbau vorsetzte, der mir bekannt vorkam. Was spielt man gegen sein eigenes Repertoire? Nicht ängstlich, aktiv nach vorn. Es hat dann etwas von Armdrücken… Jochen stand bald besser gegen Sebastian Heinrich, der sich genötigt sah, die Figuren teilweise auf die Ausgangsfelder zurück zu beordern. Hinzu kam, dass Jochen das Zentrum besaß und entweder diesen oder jenen Bauern hätte vorstoßen können.
Alexej hatte mit schwarz gegen Shakir Shabani bald eine symmetrische Stellung, in der die Punkte c4 und c5, auf denen sich Springer niederlassen konnten, ins Auge fielen. Die Figuren-Entwicklung sprach leicht zugunsten Alexej’s, fand ich. Kalle spielte gegen Andreas Schlottag einen modernen Aufbau, den man auch von Top-Stars wie Rapport oder Jobava zu sehen bekommt. Mein Fall ist das nicht, aber ich muss die Stellung ja auch nicht spielen.
Stefan bekam gegen Matthias Mikonauschke dessen Standardaufbau vorgesetzt- zähes Zeugs. Hier muss man vor allem aufpassen, dass man bei irgend welchen Tauschoperationen nicht auf der/den schlechten Figur/en sitzen bleibt. Bei Horst gegen Friedemann Albers ging es recht offen zur Sache. Horst hatte etwas mehr Raum, aber die schwarze Stellung hatte viel Potential zum Gegenspiel.
Sven gewann einen Bauern, ohne dass sein Gegner etwas dafür bekommen hätte, und postierte seine Schwerfiguren im Zentrum. Das sah gut aus. Auch Jochen war im Vorwärtsgang. Auch hier konnte sein Gegner Bauernverlust nicht vermeiden. Kalle hatte dagegen einen Bauern verloren. Allerdings bekam er nun ein glänzendes Feld für seinen Springer. An Brett eins wurde weiter recht ruhig manövriert, doch Sörens Gegner kam bald in Zeitnot. Horst stand nach meinem Empfinden einen Hauch schlechter – die Stellung hatte offenen Charakter, und sein Gegner das Läuferpaar gegen Horsts Springer. Alexej stand nett, Stefan in etwa ausgeglichen. Leichte Vorteile bei uns, nach etwas zwei Stunden.
Bei mir kam eine Stellung, in der mir nach meinem Zug eine doch unangenehme Zugfolge auffiel, die mir überhaupt nicht passte. Entweder würde ich mich in heillose Verwicklungen mit unklarem Ausgang stürzen müssen, oder ich würde einen Bauern mit fragwürdiger Kompensation verlieren. Engines bestätigten später meine Einschätzung, aber in der Retro-Analyse machten wir einen Fehler nach dem anderen und hätten ebenso gut würfeln können. Mein Gegner zog jedoch anders und gab mir Gelegenheit, alle Probleme zu umschiffen. Ich bot remis an, was nach längerem Zögern angenommen wurde. In Anbetracht der späteren Ereignisse hätte ich womöglich besser weiter gespielt. Während unserer Analyse kam Alexej und vermeldete: Sieg. Sehr gut. 1,5 : 0,5
Sven berechnete Angriffsoperationen, die zum Teil zum Hilfsmatt führten. Seine Schwerfiguren im Zentrum standen nämlich nur optisch gut: keine Einbruchsfelder weiter vorn, keine gefährlichen Schwenks seitwärts… Da ihm die Ideen ausgingen, bot er remis an, was auch angenommen wurde. Dann verlor Horst. Sein Gegner hatte beide Springer für einen Turm gewonnen und damit zwei Läufer für einen Turm übrig. Als diese schutzlose Bauern ins Visier nahmen, war die Partie gelaufen. Kalles Gegner bot, immer noch in Besitz eines Mehrbauern, remis an- zu stark war Kalles Springer. 2,5 : 2,5
Auch Stefans Gegner bot remis an. Er hatte zwar den besseren Läufer, aber Stefan die etwas bessere Struktur. Das Zentrum war zugeschoben, am Königsflügel hatte Stefan gar nichts verloren und am Damenflügel war die gegnerische Verteidigung nicht zu brechen- remis. 3 : 3
Sörens Gegner hatte einen Bauern am Damenflügel für erhebliche Aktivität geopfert. Sörens Dame bekam einen Tritt nach dem anderen von Türmen und Läufern. Allerdings spielte sein Gegner etwa ab dem 30.Zug fast nur noch mit dem 30-Sekunden-Inkrement, in einer wahrlich komplexen und komplizierten Stellung. Er bekam den Bauern zurück und brachte immer wieder neue Ideen aufs Brett. Stark!
Jochen hatte seinen Gegner überspielt, am Königsflügel einen Bauern gewonnen und ins Turmendspiel abgewickelt. Mit drei gegen einen Bauern sah das sehr gut aus, zumal auch der gegnerische Turm in der Verteidigung gebunden wurde und nur langsam Ablösung vom König erhielt.
Direkt vor der Zeitkontrolle übersah Sören eine Riposte, die zum Ausgleich gereicht hätte und kämpfte fortan mit Läufer gegen Turm. Jochen vergrößerte seinen Vorteil und spielt bald mit zwei weit vorgerückten Bauern gegen 0. Da auch der König noch unterstützte, war damit die Entscheidung gefallen. 4 : 3
Sören sah sich genötigt, auch noch die Damen zu tauschen, was dem Gegner mehrere Möglichkeiten gab, den Punkt einzufahren. Ich hätte die trockenste gewählt, aber seine Wahl fiel auf eine hübsche Zugfolge, die ebenso zwingend gewann. 4 : 4
Alles in allem war das eine gerechte Punkteteilung. Wir haben vielleicht da und dort etwas liegen lassen, aber klar überlegen waren wir zu keinem Zeitpunkt.
Was dieses Ergebnis nun wert ist, wird man sehen. Gut ist die Entwicklung jedenfalls nicht. Zunächst lösen wir Flensburg, die in Burg gewannen, als Tabellenletzten ab. Auch Heide punktete gegen Glückstadt – eigentlich überraschend, aber irgendwie doch fast vorhersehbar. Das Liga-Orakel erhöhte unsere Abstiegschancen von etwa 10 auf 30 %, und das erscheint mir durchaus plausibel.
Nun geht’s nicht mehr anders: jetzt MÜSSEN wir punkten. Nächster Gegner: Eckernförde am 29.03. zuhause. Dass das letzte Spiel am 17.05. in Heide vermutlich alles entscheiden wird, hätte kein Dramaturg besser inszenieren können.