Schon kurz nach halb zehn waren bereits mehrere Spieler unseres heutigen Gegners zugegen: die nehmen es anscheinend ernst. Bei uns fehlten diesmal Cliff und Hauke, Kalle (der damit festgespielt ist) und Stefan sprangen ein. Um es vorweg zu nehmen: dort fiel die späte Entscheidung.
Sören hatte einen Aufbau (gegen Dirk Moysich) zu beantworten, den man als Mittelding zwischen Igel und Reti beschreiben könnte. Was macht man da? Irgendwie hat der eine nicht so viel, der andere aber eher noch weniger. Sven stand etwas aktiver gegen Jörn Langheinrich, zumindest hatte er mehr Raum. Allerdings kam sein Gegner immer wieder in den Genuss, gute Felder für seine Figuren zu finden.
Ich hatte mich mit meinem alten Kumpel aus Göttinger Zeiten Guido Heinemann auseinanderzusetzen. Dass ich mich bereits im dritten Zug nach einer Nebenvariante in einem Gambit auf völlig unbekanntem Terrain befand, passiert mir so häufig auch nicht. Bauer mitnehmen, sich im Zentrum entgegen stemmen, weiter schauen. Bei Andreas brannte schon früh das Brett. Irgendwie hatte er seinem Gegner Hovhannes Harutyunyan eine Schwäche in dessen Königsstellung gebastelt und kam zum Einschlag auf h6, gefolgt von Damenschachs, die mindestens das Remis garantierten.
An Jochens Brett bahnte sich gegen Sven Bandow früh Generalabtausch an… zwei offene Linien, symmetrische Bauernstellung, keine Schwächen auszumachen. Alexej hatte etwas vom mehr vom Spiel gegen Michel Langner: besser Entwicklung und mehr Raum. Sein Gegner konnte nur abwarten, wie Alexej vorgehen wollen würde.
Kalle hatte mit schwarz gegen Thomas Schmidt zu spielen, halboffene c-Linie gegen halboffene a-Linie bei frühem Damentausch. Einschätzen konnte ich das nicht. Stefan hatte gegen Oliver Fritz einen satten Raumvorteil heraus gearbeitet. Standen da jemals Damen auf dem Brett? Stefan bekam die a-Linie gratis und ein spürbarer Vorteil war unmittelbar abzusehen.
Ich hatte einige bange Momente zu überstehen, denn die Öffnung des Zentrums war alles andere als witzig. In der Folge musste mein König einen Sidestep machen, allerdings überlebte ich den Ansturm und konsolidierte das Materialplus. Allerdings war mein Zeitverbrauch doch deutlich. Mein remis-Angebot wurde angenommen. 0,5 : 0,5.
Auch an Svens Brett wurde Remis gemacht: ich vermute eine Zugwiederholung tief in Svens Stellung. In der Retroanalyse war kein Vorteil für eine Seite festzumachen. Eher musste Sven aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. 1 : 1.
Auch an Jochens Brett wurde Frieden geschlossen: alle Schwerfiguren weg, der Rest neutralisierte sich vollends. Bei Alexej war das nicht zwingend auch so, er hatte durchaus mehr Raum. Und diesen gratis, weil der gegnerische Läufer noch nicht entwickelt war. Aber er sah kein Weiterkommen und willigte ins Remis ein. 2 : 2.
Gab es kurz vorher noch Bemerkungen wie ‚das können heute acht Remis werden‘, verstummten diese etwa bei diesem Spielstand, denn Andreas war auf die Gewinnerstrase eingebogen. Er brachte Turm und zwei sehr weit vorgerückte Bauern ins Endspiel gegen Turm und Springer. Beide Seiten hatten noch einen Randbauern, was Andreas in die Karten spielte: die beiden Leichtfiguren waren überlastet.
Nächstes remis an Sörens Brett: hier war das eher gut für uns. Die Zuschauer waren sich einig, dass sie lieber die weiße Stellung gehabt hätten, aber konkretes war auch hier nicht zu finden. 2,5 : 2,5.
Kalles Stellung wurde immer schwieriger. Bald gab es ein Springerendspiel, in dem aber sein Gegner immer einen Hauch vorn lag. Dafür hatte Stefan seinen Gegner schwindlig gespielt. Ein Turmpaar getauscht, dann mit dem Springer über c6, d8, e6 und zurück… Irgendwie kam dabei dem Gegner dabei ein ganzer Turm abhanden, auch wenn der gedeckte Freibauer auf d3 böswillig aussah.
Nun aber hatte Andreas seinen Vorteil durchgedrückt: die Bauern standen auf der 6ten Reihe, der König wurde aus der Ecke vertrieben, selbst ein Figurenopfer hätte Andreas Gegner noch retten können. Bravo! Sehr beeindruckend, wie sein jugendlicher Gegner in der Analyse immer wieder mit Varianten aufwartete, die in hoher Geschwindigkeit demonstriert wurden. Der Punkt ging aber an Andreas. 3,5 : 2,5.
Kalle versuchte alles, aber es reichte nicht. Zum Ende hin kam sein Gegner zu einer Dame, das war nicht mehr zu verhindern. An dieser Stelle darf man auch mal das Spiel seines Gegners loben, der immer wieder neue Ideen hatte und Probleme stellte. 3,5: 3,5.
Man traute dem Frieden nicht so recht; Stefans Gegner opferte auch noch einen Läufer für drei Bauern, hatte dann drei davon im Zentrum. Allerdings konnte Stefan den Vormarsch dieser sicher stoppen und schickte den Turm auf die Reise, um seinerseits gegnerische Bauern zu fressen. Das war die endgültige Entscheidung, sein Gegner gab auf. 4,5 : 3,5.
Das war ein hartes Stück Arbeit. Andreas und Stefan waren klar die Matchwinner. Besonders über das Spiel Stefans darf man sich freuen, der jederzeit alles im Griff hatte und dazu sehr kreative Ideen. Aber auch Andreas muss man positiv hervorheben. Einen Spieler zu besiegen, der um einiges mehr in der Partie gesehen hat als man selbst… Respekt!
Es passiert eigenartiges in der Staffel. Dass die Burger in Eckernförde hoch verlieren, ist schon seltsam, aber dass der klare Aufstiegsfavorit Leck gegen Husum, die noch gar keinen Punkt auf der Habenseite hatten, verlieren, ist doch schon mehr als überraschend. Unser nächster Gegner ist nun auswärts… Leck. Wenn man bedenkt, dass Leck gegen Husum verloren hat, Husum gegen Flensburg, die wiederum gegen uns, müssten wir ja eigentlich klarer Favorit in Leck sein. Hüstel… ;-)