Zu gern erinnere mich daran, dass vor einigen Jahren unsere 2. Mannschaft zu siebt in Burg ein 4:4 erkämpfte: Bretter 1-4 verloren (eins davon kampflos), Bretter 5-8 gewonnen… Lang ist‘s her, und die Burger sind spürbar stärker geworden, haben dazu auch Altmeister Thomas Nonnenmacher in ihren Reihen.
Aufgrund dessen, dass die Burger zwei Ausfälle zu beklagen hatten, wir aber nahezu in Bestbestbesetzung spielen mussten, waren wir auf dem Papier leichter Favorit (was auch in DWZ-Vorteilen erkennbar war).
Cliff spielte gegen Thomas Nonnenmacher, zunächst recht ruhig, aber nachhaltig, wie mir schien. Da öffnete sich eine Linie, aber Cliff hatte eine etwas bessere Struktur und etwas mehr Raum. Nichts zwingendes, doch der Druck war schon spürbar. Sören wählte einen aggressiven Aufbau gegen Thies Rosenburg, der sich blitzsauber aufbaute und solide stand.
Auch Sven hatte gegen Hauke Rosenburg schnell etwas mehr Raum. Aber mehr war auch da nicht erkennbar – keine Schwächen bei schwarz, vom Potential eines Freibauern im Zentrum abgesehen… Ich hatte mit schwarz meinen Gegner Reiner Kühl etwas überrascht, aber dann wickelte der in eine symmetrische Bauernstellung ab. Fast nichts mehr los, nach wenigen Zügen….
Bei Andreas gegen Fjodor Schäfer gab es eine nahezu symmetrische Stellung, mit dem Unterschied, dass das Pendant des Läufers d3 auf e7 stand. Jochens Stellung mit schwarz gegen Jan Harten sah ähnlich aus wie meine, allerdings rochierte Jochen lang, und so klingelte hier schon früh die Alarm-Glocke.
Alexej hatte seinem Widersacher Torge Skambraks früh einen Doppelbauer verpasst, auf dem er ihn dann sitzen ließ. Tausch um Tausch ging es schnell Richtung Endspiel, und die schwarze Schwäche wurde spürbarer. Kalle hatte mit schwarz gegen Jan Hennig ebenfalls eine weitgehend symmetrische Stellung. Hauptmerkmal hier: der weiße Läufer wurde zurück gedrängt, auf Kosten von luftigen Bauernzügen, die aber auch Angriffschancen ließen.
Hatten wir da leichte Vorteile? Nicht viel, wenn überhaupt. Und auch nicht lange. Andreas eroberte einen Bauern, setzte dann aber falsch fort und verlor eine Figur (bei richtiger Fortsetzung hätte es wohl drei Bauern für die Figur gegeben) und stand auf Verlust. Gezwungenermaßen versuchte er zu verkomplizieren, aber sein Gegner löschte alles richtig ab. Kalle hatte sich auf eine windige Operation eingelassen, in der er die Dame gab für Turm und Springer. Einen Angriff sah ich nur mit sehr viel Wohlwollen, eigentlich nicht.
Einen Angriff hatte Jochen vom Zaun gebrochen, auf Kosten eines Bauern gab es ordentlich Spiel gegen die Rochadestellung, in der sich üble Löcher bemerkbar machten. Allerdings hatte Jochens Gegner auch einen Springer recht bedrohlich vor Jochens Rochadestellung platziert. So freundlich sah der nicht aus.
Cliff überspielte indes seinen Gegner, eroberte Raum und gute Felder am Königsflügel, gewann am Damenflügel eine Qualität. Das war gewonnen. Alexejs Vorteil wurde immer größer. Sein Gegner ging zwar im Zentrum vor, aber er blieb auf dem schlechten Läufer hängen und verlor bald einen Bauern.
In Gedanken stand es demnach 2:2. Ich bot mangels Chancen, aktiv zu werden remis an, was mein Gegner zunächst ablehnte, aber zwei Züge später selbst anbot. Auch Svens Gegner bot, supersolide stehend remis an, was ebenfalls angenommen wurde. 1:1
An Kalles Brett bewegte sich materiell recht lange nichts; seine Springer deckten sich zuverlässig gegenseitig, aber die gegnerische Dame war extrem mobil und eroberte dann einen zentralen wichtigen Bauern. Sörens Gegner sprengte das Zentrum vollends, was zu einer Abtauschorgie führte. In der Folge war Sören etwas passiver, allerdings hatte sein Gegner die eigene Rochadestellung spürbar geschwächt. Andreas wankte und wankte und gewann dann unvermittelt Material zurück. Er verblieb mit einem Mehrbauern im Turmendspiel, der allerdings kaum zu verwerten war.
Jochen wurde mehr und mehr zurück gedrängt. Es gelang ihm nicht, die eigenen Löcher zu stopfen, so dass er in üble Fesselungen geriet. Andreas fand keinen Weg im Turmendspiel und musste ins remis einwilligen. Sören übersah eine Wendung, die als Hauptargument ‚schwache Grundreihe‘ hatte, und verlor. Alexej kam in ein gewonnenes Bauernendspiel und brachte den Punkt sicher nach Hause. 2,5:2,5.
Jochen musste seinem Gegner Tribut zollen und gab auf. Es hätte noch die Chance gegeben, mit einem Zwischenzug das schlimmste zu verhindern und einem Minusbauern weiter zu spielen, aber das war schwer zu sehen und hätte die Niederlage auch nicht verhindern können. 3,5:2,5.
Und plötzlich gab Cliff auf. Er hatte zuerst eine Verteidigungsressource übersehen, dann auch noch, dass ein anscheinend sicher stehender Springer schlicht geschlagen werden konnte. Ein Spiel mit Turm gegen zwei Leichtfiguren war völlig aussichtlos. Und bald gab auch Kalle, der noch eine Qualität geben musste, auf. 5,5:2,5.
Tja, ein gebrauchter Tag… Die Burger haben verdient gewonnen, ohne Frage. Sie haben ihre Chancen besser genutzt und vor allem weniger Holz eingestellt. Das war nix, nächstes mal müssen wir es besser machen. Einzig Alexej ist hat noch eine weiße Weste. Sehr schön anzusehen, wie er die Partien ruhig und sicher nach Hause bringt. Wie zu Beginn der letzten Saison müssen wir nach dem Spiel gegen Burg konstatieren: es muss besser werden, und es wird besser werden. Nächster Gegner: Flensburg.