Die allerwichtigste Nachricht vorweg: die Tür zur Mensa ließ sich öffnen. :-) Nun konnte ja nichts mehr passieren. Okay, der eine oder andere war auf dem Weg zur Mensa der Fehrsschule, aber auch das Problem ließ sich lösen. Gegen Eckernförde haben wir schon die ein oder andere Schlacht geschlagen, zumeist mit besserem Ende gegen uns. Nun hatten wir es mit deren zweiter Mannschaft zu tun;
ein Honigschlecken würde das nicht werden für uns; gleich sechs Spieler der Eckernförder Reserve waren Stammspieler in deren 1. Mannschaft. Immerhin hat diese Truppe dem Tabellenführer Burg die einzige Niederlage beigebracht; ihr Tabellenstand entspricht nicht dem, was sie leisten können sollten.
Nun sind wir in der Tabelle deutlich vor unseren Gästen, und auch die DWZ sprach in etwa mit 40 Punkten pro Brett für uns, aber ein Selbstgänger ist dann doch was anderes. Bei uns fehlte lediglich Hauke, erneut sprang dankenswerterweise Horst ein.
Cliff mit schwarz gegen Kai Karl Krüger; ich erinnere mich an eine Partie während einer LEM in Büsum, in der Cliff den Gewinn verdarb und seinen Gegner ins Remis entschlüpfen ließ. Dennoch war das damals ein sehr gutes Turnier für Cliff. Hier stand eine bekannte Theoriestellung auf dem Brett. Cliff hatte mehr Raum, sein Gegner eine sehr harmonische Figurenaufstellung. Sören hatte sich mit Enrique Ruiz-Hampel auseinander zu setzen. Etwas Raumvorteil bei Sören, als Vorteil konnte man das nur als großer Optimist werten.
Martin spielte mit schwarz gegen Gerd Bernhardt. Hier hatte der Eckernförder etwas mehr Raum, allerdings erkauft mit Bauernzügen, die die Stellungsbewertung am Königsflügel als luftig bis geschwächt zu rechtfertigen schien. Aufgrund dessen rochierten dann beide lang, was der Stellung die Spannung aber nicht wesentlich nahm. Andreas hatte gegen Torsten Bahr einen gewohnt aktiven Aufbau. Sein Gegner hielt allerdings dagegen; bald wurde ein Läufer gegen einen Springer getauscht, auf der schwarzen Seite verblieb ein Doppelbauer, der stark oder schwach werden konnte...
Sven hatte es mit schwarz gegen Eduard Wiederkehr zu tun. Jenem sagt man sehr große Endspielstärke nach, also müssen die Schwächen auf anderen Gebieten liegen. Und in der Tat sah der Aufbau gegen sizilianisch sehr merkwürdig aus. Bald fehlte bei weiß der e-Bauer, bei schwarz der d-Bauer, und der weiße d-Bauer wollte und wollte nicht ziehen. Der würde schwach werden, so viel war für mich klar. Ich fing gegen Matthias Braun (letzte Stationen Eckernförde I und Itzehoe) mal ganz anders an; man kennt sich ja ganz gut. Außerdem ist die Eröffnungsvorbereitung der Eckernförder berüchtigt. Wir landeten dann in einer Eröffnung, die wir beide vermutlich nicht erwartet hatten. Gegen Matthias sollte man auf keinen Fall überziehen, und ihm etwas zum Beißen im Endspiel geben. Ich verpasste ihm einen rückständigen Bauern, der aber auch stark werden konnte. Aber dazu musste Matthias etwas tun; sauber hinstellen reichte jedenfalls nicht.
Jochen hatte in einem Königsinder mit schwarz allerlei gegen Ulrich Bussmeier: das übliche Gegenspiel mit f5 (bei abgeschlossenem Zentrum mit weißem d5), dazu eine Blockade des weißen Damenflügels mit Sc5 und gedecktem Bauer a4. Der weiße König traute sich nicht mehr zu rochieren - das musste für Jochen gut sein. Über Umwege kam Horst gegen Maik Madelmayer zu einer üblichen sizilianischen Aufstellung: bei schwarz sah man einen Igelaufbau mit den typischen Vor- und Nachteilen. Die Stellung war im Lot nach meiner Einschätzung.
Lange wurde hart und mit offenem Visier gekämpft; an keinem Brett war ein spürbarer Vorteil für die eine oder andere Seite auszumachen. Cliff mühte sich darum, die Stellung kompliziert zu halten statt einen gewissen Raumvorteil bei fester Stellung des Gegners zu nehmen, bei Sören wurde ruhig manövriert, ohne dass irgend eine Seite eine Schwäche hatte, Andreas hatte die Qualle gegen einen Bauern und klarem Übergewicht am Damenflügel gegeben, Sven markierte mehr und mehr den rückständigen d-Bauern des Gegners (d2, c3, b4 bei eingesperrtem Läufer auf c1 oder b2 vs. c4, b5 bei halboffener d-Linie) als Schwäche und massierte die weiße Stellung.
Für mich aus heiterem Himmel kam die Entscheidung an Martins Brett. Er hatte den weißen Springer auf c3 mit dem Bauern b4 angegriffen, und jener hatte kein Feld zur Verfügung! An meinem Brett wickelte Matthias nach einem richtigen und nötigen Aufmarsch im Zentrum falsch ab und verblieb mit einer Ruine: Bd5 und c6, Lb7, wobei ich das Feld c5 okkupieren konnte. Ab hier war das Spiel auf ein Tor, schwarz hatte nichts das geringste Gegenspiel. Er bot mir trotz des mittlerweile guten Gesamteindrucks zu unseren Gunsten remis an. Ich lehnte ab; die Zeit war zwar knapp, aber eine Verlustgefahr bestand nicht. Weiter kneten...
Und Martin bekam den Punkt auf der Score-Karte, sehr gut! Kurz danach gab auch Svens Gegner auf, seine Stellung lag komplett in Trümmern. Bockstark gespielt von Sven... mal wieder! 2 : 0
Vorn machten kurz nacheinander Sören, Cliff und Andreas remis, allesamt in völlig ausgeglichenen Stellungen. 3,5 : 1,5.
Jochen hatte irgendwie den knockout verpasst, fand sich plötzlich in einer Situation, in der sein Gegner die Chancen völlig ausgeglichen hatte und ihm Remis anbot. Jochen nahm an: 4 : 2.
Mittlerweile hatte Horst die Qualität verloren, ohne Kompensation. Sein Gegner spielte das sehr sauber weiter und würde den Punkt machen - gedanklich also 4 : 3.
Nach einigen Manövern meinerseits verstellte sich Matthias und verlor den vorderen Bauern d5. Bald wurden die Damen getauscht und ich konnte in Ruhe den Bauern c6 belagern, der dann auch fiel. Mein b-Bauer schlug diesen, und mit einem Turmschach auf b7 (weiß Tb4, Lf3, Bc6, schwarz Kg7, Ta7, Lc8) war der Punkt eingefahren. 5 : 3
Das war eine sehr starke Mannschaftsleistung: hervorzuheben für mich ganz klar der Sieg Martins gegen einen starken Gegenspieler, das war enorm wichtig. Svens Saisonleistung ist außerordentlich gut, auch heute war sein Spiel hervorragend. Mit so einem 2 : 0 fühlen sich alle Mitspieler gleich viel sicherer.
Nun haben wir noch einen Spieltag vor der Brust in einer Saison, die deutlich besser lief als erwartet. Unser Gegner ist der alte Rivale aus Glückstadt, die sich noch in Abstiegsgefahr befinden. Diesmal sind wir sicher leichter Favorit, aber bei diesem Lokalderby kann alles passieren.