Nach der unglücklichen und überflüssigen Niederlage in Burg war es an der Zeit, wieder zu punkten. Die zweite Mannschaft der Flensburger war in dieser Saison der letzte Gegner, der uns von der Papierform her unterlegen war. Insofern lag einiges an Druck auf unseren Schultern. Wir spielten bis auf Cliff in Bestbesetzung, das erste mal in dieser Saison.
Geht doch... Die Flensburger erschienen mit einer bunten Truppe, da und dort Spieler, die mit den unsrigen auf Augenhöhe (oder gar knapp darüber) waren, aber auch einige, die von der Papierform her dem jeweiligen Itzehoer Spieler deutlich unterlegen waren. Am deutlichsten war der Unterschied an meinem Brett: etwas mehr als 500 DWZ-Punkte. Ganz gut, dass ich das während der Partie nicht wusste.
Frank spielte mit schwarz gegen Max Neuendorf, den nominell stärksten Spieler unseres Gegners. Frank gab einen Bauern für sehr aktives Figurenspiel. Sein Gegenspieler hielt diesen fest, hatte aber keine so harmonische Figurenaufstellung. Sören fand sich gegen Sven Bandow in einer bekannten Theoriestellung wieder. Er hatte den besseren Läufer, sein Gegner stand aber sehr fest und kam zu Gegenspiel auf "seiner" halboffenen Linie.
Matthias spielte mit schwarz gewohnt ruhig und solide gegen Dirk Maleska, die vielleicht schwierigste Aufgabe auf unserer Seite. Die Stellung war zunächst extrem ruhig, irgend ein Damenbauernspiel mit fast symmetrischer Stellung: der eine hatte allerdings seinen Damenläufer ausgesperrt, der andere eingesperrt (London gegen Colle mit vertauschten Farben). Bei Andreas sah das gegen Holger Martens schon etwas spannender aus. Alles im Lot so weit, aber Andreas fühlte sich wohl. Hier war klar, dass etwas passieren würde.
Sven baute sich mit schwarz recht aktiv gegen Nahmen Christiansen auf: Der hatte dann aber mehr vom Zentrum, indes bedrohte Sven zwei Bauern gleichzeitig, hatte allerdings noch nicht rochiert. Hauke gegen Fritz. Oliver Fritz versteht sich, das hätte sonst böse für Hauke enden können. Aber hier stand er gut: er war der einzige, der im Zentrum Bauern hatte und dort Felder kontrollierte. Klare Angriffschancen gegen den König? Check. Gegenspielideen für den Gegner? Ich sah keine, aber das war auch nicht meine Aufgabe.
Jochen mit schwarz wieder gegen so einen Betonaufbau... Sascha Thomsen stand supersolide, schwer zu knacken. Ich hatte es mit Lutz Kania zu tun, stand ganz gut in einer Stellung, die an Tarrasch erinnerte. Mein Gegner wollte aber keinen Isolani und ging vorbei. Ich befragte den vorwitzigen Bauern sofort, worauf mein Gegner die Spannung aufrecht erhielt und versuchte, den Vorposten zu halten. In Bälde lockte ich diesen weiter nach vorn, worauf er aber ersatzlos verloren ging.
An Andreas Brett war wohl ein Fehler beim Figurenaufstellen passiert: sein Gegner hatte gar keinen h-Bauern. Ein Blick auf das Partieformular verriet aber, dass Andreas dort einen Bauern geschlagen hatte. Sein Gegner hatte die vorwitzige Figur verschmäht, worauf das Ende nah war: matt oder Damenverlust. 1:0
Bei mir kam nun eine Phase, in der ich immer mehrere Züge hatte, die allesamt Rechenarbeit erforderten. An einer Stelle hatte ich Db3, d5 und e4 durchgerechnet, mich dann für d5 entschieden, nachdem beide anderen Züge Nachteile hatten. Matthias sprach mich später an und meinte, er hätte an der Stelle ohne groß nachzudenken e3 gespielt. Staubtrocken sozusagen...
In der Zwischenzeit war einiges passiert: ich nehme mal an, dass zumindest manche meiner werten Mitspieler mir den Sieg zutrauten, jedenfalls hatten Frank, Sören, Sven, Hauke und Jochen allesamt remisiert. Keine Ahnung in welcher Reihenfolge, keine Ahnung in welchen Stellungen. 3,5:2,5
Am Brett sitzend wusste ich das aber nicht, sondern sah zu, dass ich nicht noch unnötig in Zeitnot geriet. Mein Gegner schlug den Bauern auf d5, verlor bald darauf eine Figur und gab auf. 18 Züge und das vorletzte Brett, an dem noch gespielt wurde - so was hat man auch nicht alle Tage. 4,5:2,5
Matthias Gegner kam langsam vorwärts, ohne sich zu kompromittieren. Er hatte dann auch die besseren Schwerfiguren, ein Bauer von Matthias war im Zentrum gefesselt. Das war schwierig zu halten. Der Flensburger machte das sehr gut. Insbesondere verhinderte er sehr lange jede Entlastung. Und er gewann am Ende, verdient, wie ich fand. 4,5:3,5
Das war der knappste aller möglichen Mannschaftssiege. Und doch war die Sache recht klar. Ordnen wir es so ein, wie es war: ein Pflichtsieg. Die Gefahr, dass wir doch noch in Abstiegsgefahr geraten, ist damit weiter gesunken. Nächster Gegner ist in zwei Wochen Glückstadt.