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Kategorie: Nachrichten
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Es ist auch schon ein Weilchen her, dass wir mit dem alten Rivalen Elmshorn die Klingen gekreuzt haben. Vor der Saison war Elmshorn Aufstiegsfavorit, wir hatten da gewisse Außenseiterchancen. Mittlerweile ist Elmshorn Erster mit zwei Punkten Vorsprung vor Agon, wir gehören dem oberen Mittelfeld an. Die Vorzeichen waren klar: Elmshorn musste punkten, wir wollten es. Beide Mannschaften spielten (fast) in Bestbesetzung. Bei uns sprang Horst für Hauke ein, bei Elmshorn spielte Issak Falke für Harm Cording.

Cliff mit schwarz gegen Dr. Wim Lutzke, mal wieder eine neue Eröffnung. Alles Theorie, bis etwa zum 15.Zug. Cliff hat etwas weniger Raum, steht aber strategisch blitzsauber: Ausgleich. Frank gegen Mr. 100%, Patrick Günther... Frank spielt wie üblich sehr aktiv, sein Gegner entscheidet sich früh, mit einem Springer einen Läufer zu jagen und diesen abzutauschen. In der Folge bekommt Franke indes eine halboffene Linie im Zentrum, und einigen Druck gepaart mit der Chance, den König zu bedrängen.

Wolfgang hatte es mit Patrick Rohde zu tun. Hier ist gerade anders herum: weiß gibt einen Läufer gegen einen Springer, und bekommt bessere Entwicklung. Wolfgang aktiviert einen Läufer mit der Drohung, dem Gegner einen Doppelbauer zu verpassen, und bietet remis an. Sein Gegner nimmt an (0,5 : 0,5). Sören bekommt gegen Birger Ivens eine Stellung, die ihm liegen sollte. Saubere gute Entwicklung, strategisch klare Ziele. Schon früh zeichnete sich ab, dass aufgrund einer Schwächung des gegnerischen Damenflügels verbunden mit einem Riesenfeld im Zentrum für Sören Vorteil zu verzeichnen war.

Sven spielte mit schwarz gegen Alex Kossinz. Hier wurde eine Theorievariante herunter geblitzt; nach etwa 12 Zügen hatten beide einen negativen Zeitverbrauch. Absolut ausgeglichen, die Stellung. Andreas hatte früh gegen Torsten Noldt eine Stellung, in der das nur scheinbar ruhig war. Seine Stellung war okay, aber jeder schwarze Entwicklungszug drohte unmittelbar etwas.

Ich spielte mit schwarz gegen den wohl besten Elmshorner, Isaak Falke. Bereits im dritten Zug nahm ich mir fünf Minuten Zeit. Vorbereitet hatte ich mich gegen Harm Cording, aber das war nun mit dem ersten Zug alles hinfällig. In besagtem dritten Zug hatte ich schon vier verschieden Züge aufs Brett gebracht, aber es gibt noch einen, und den spielte ich, nur mit vagen Ideen versehen. Mein Gegner befand sich nun ebenfalls auf Neuland, und überlegte seinerseits an der Antwort glatte 20 Minuten. Bei Horst gegen Roland Falke war man da bereits im Mittelspiel. Symmetrische Bauernstellung, Horst hatte zwei Springer gegen das schwarze Läuferpaar. Auch hier war die Stellung im Lot.

Andreas verlor dann leider durch eine Fesselung einen wichtigen Bauern, dazu die Kontrolle. Sein Gegner drang über die b-Linie ein und erzwang den Sieg (0,5:1,5). Am Spitzenbrett fand der Elmshorner keinen Weg, um Cliffs Stellung einzureißen. Dieser hatte zwar im Springerendspiel einen Isolani; da der weiße Springer indes passiv seine Bauern decken musste, war die Stellung ausgeglichen und wurde remis gegeben. (1:2) Patrick Günther brachte nun starke Verteidigungszüge, und tauschte die richtigen Figuren Franks ab, so dass auch dort die Stellung im Lot war. (1,5:2,5)

An Svens Brett war man in einem Turmendspiel (plus je ein Läufer und einige Bauern) gelandet, in denen beide Seiten jeweils an dem Flügel vorgingen, auf dem vorher die andere Seite dominierte. Sven gab dann Dauerschach, weil auch nicht mehr erkennbar war, wie er ohne selbst erhebliche Konzessionen den Druck hätte verstärken können (2:3). An meinem Brett wurde sehr langwierig und zäh manövriert. Dicke Fehler gab es keine, und ich befand mich etwas in Vorteil, über viele Züge hinweg. Beim Übergang ins Endspiel mit allen Türmen, Läufern und Bauern bei verschachtelter Stellung war die Stellung dann nahezu ausgeglichen, und klar, dass beide Seiten den Gegner an einem Flügel überrollen würden. Aufgrund unseres suboptimalen Zeitmanagements bekam ich die Geschehnisse an den anderen Brettern nur teilweise mit, sah dann aber, dass Horst zu meiner rechten glatt auf Gewinn stand: zwei weit vorgerückte Bauern vom Springer gedeckt - dem schwarzen Läufer wurden zudem die Felder knapp. Selbst ein patt war für den Elmshorner nicht mehr drin: am anderen Flügel gab es Zugzwang. Auch an Sörens Brett sah es in einem Turmendspiel sehr gut aus, wahrscheinlich ebenfalls gewonnen.

Bei mir kam es zum Wettrennen des Aufrollens gegen die schwächere Seite des Gegners. Hier hätte ich mir Zeit nehmen müssen, denn die Drohung, dass mein Läufer auf die Grundreihe zurückgedrängt worden wäre, und somit die Verbindung der Türme unterbrochen hätte, konnte ich nur durch einen Tausch entkräften, der meinem Gegner das Zentrum und zwei extrem gefährliche Bauern überließ. Also Gegenangriff.. mittlerweile beschränkte sich unser beider Zeitvorrat auf die 30 Sekunden Inkrement pro Zug.

Nach der Zeitkontrolle wurde ich gewahr, dass Horst den Punkt eingesackt hatte. Sein Gegner hatte sich und Horst bis in das 'Endspiel' Läufer gegen Dame gequält, aber wer weiß, was so alles in klaren Stellungen passieren kann - doch dazu später mehr (3:3). Eine tolle Leistung von Horst! Auch Sören hatte sicher gewonnen, dort war es ein Bauernendspiel, in dem Sören um Längen näher an den verbliebenen vier Bauern auf der g-Linie war (4:3).

Ich kämpfte unverdrossen weiter, eroberte einen schwachen Bauern, musste dann aber dem Freibauernpaar in der Mitte Tribut zollen und meinen Turm geben. Allerdings kam ich nun selbst wieder zum Zug mit meinem weit vorgerückten Bauern. Ich hielt das mittlerweile für klar remis, aber tatsächlich war es das nicht... was allerdings auch meinem Gegner entging. Der Bauer kostete den gegnerischen Läufer, und nun gab es Turm gegen Läufer. Mein König war am Rand, also ging ich unverzüglich freiwillig in die sichere Ecke. Eigentlich ist die Verteidigung nun simpel; die Details kennt man sicher. Doch plötzlich verlief ich mich mit dem Läufer, und es drohte matt oder Läuferverlust. (4:4). Wie das passieren konnte, war mir nicht ganz klar. Zuhause dann das böse Erwachen: die Stellung, die ich aufgegeben hatte, war nichts anderes als remis! Der Läufer war zwar angegriffen, aber das matt war mit mitnichten ein solches. Shit happens. Wenn ein Kramnik ein matt in 1 übersehen kann, darf ich auch ein matt in eins sehen, wo gar keins war. Sorry an meine Mannschaftskameraden kann und muss ich wohl sagen.

Elmshorn ist mit einem blauen Auge davon gekommen, mit viel Glück. Hätten Sie heute verloren, wäre der Platz an der Sonne an Agon übergegangen. Unsere Mannschaftsleistung war heute gut. Schade, dass uns durch einen absolut dämlichen Fauxpas der verdiente Mannschaftssieg entgangen ist.