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Kategorie: Nachrichten
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Da mittlerweile die Hälfte aller Teams der Verbandsliga A dem Bezirk West angehört, ergeben sich für uns häufigere Nachbarstreffen. Burg und Uetersen waren schon dran, nun war Wrist unser Gegner. Hatten wir Wrist überhaupt schon mal zu Gast? Doch, ich erinnere mich an meine damalige Partie gegen Stefan Hintze. Die Wrister hatten sich akkurat vorbereitet und bekamen an mehreren Brettern genau die vorbereitete Variante aufs Brett. Ich meine mich zu erinnern, dass das seinerzeit den Aufstieg in die Landesliga entschied.

Viele der Recken von damals waren auch heute zugegen. Bei uns fehlten Martin und Hauke; statt dessen spielten Hannes und Horst. Die Wrister waren stärker besetzt, zumindest an den vorderen Brettern. Dort fehlte von den Stammkräften Wolfgang Schlünz; dafür erschien Stefan Hintze, etwas verspätet. Da Stefan mein Gegner sein sollte, konnte ich etwas herumstromern. Die anderen Begegnungen: Cliff gegen Jens Wulf von Moers, Sören Koop gegen Sören (das hört sich putzig an - Koop gegen Koch hilft allerdings auch nicht viel weiter), Andreas gegen Michael Kordts, Jürgen Manthey gegen Sven, Andreas Thomas gegen Jochen, Hannes gegen Volker Josuttis, Yoris Josuttis gegen Horst. Recht klarer Favorit: Wrist, die an den Brettern 1-5 einen durchschnittlichen DWZ-Vorteil von etwa 120 Punkten pro Brett hatten. An den hinteren Brettern hatten wir Vorteile, und dort würden wir punkten müssen, wenn wir Chancen haben sollten.

Stefan kam dann und rückte die Figuren zurecht. Aus Spaß bemerkte ich: 'den Springer (b8) hast du angefasst, den musst du nun auch ziehen'... Völlig unbeeindruckt spielte Stefan 1... Sc6. Grübel grübel grübel, so kann man auch Sprachlosigkeit erzeugen... ich erinnerte mich nicht mehr an die Details in den Hauptvarianten. Erst mal nichts kaputt machen...

Cliff und Jens hatten eine recht ruhige symmetrische Stellung auf dem Brett, die an Schärfe zunahm, als Cliff einen Springer nach vorn beorderte, um dann selbst zu tauschen. Sören stand gegen Sören recht ausgeglichen; Theorievariante, die ich auch gern auf dem Brett gehabt hätte.

Andreas spielte recht ruhig gegen Michael, der aber alles im Griff zu haben schien und recht früh auf der halboffenen c-Linie drückte. Auch Sven hatte mit schwarz eine Theorievariante auf dem Brett. Pure Geschmackssache, wie das einzuschätzen war.

Auch Jochen hatte eine mir bekannte Stellung. Etwas Schärfe kam ins Spiel, als er seinen Läufer tauschte, dem Gegner die Bauernstellung etwas verdarb, sich dafür aber eine Fesselung einhandelte, die er nur mit schwächenden Zügen auflösen konnte.

Hannes spielte sehr unorthodox. Bald wurde es dort schärfer, da entgegen gesetzte Rochaden zu beobachten waren. Hannes starker Springer schien dem gegnerischen Läufer ebenbürtig, beide Seiten griffen mit Bauern den gegnerischen Königsflügel an. Horst hatte es mit schwarz mit einem Betonaufbau zu tun. Schwierig, da klare Initiative zu entfalten.

So etwa 6 der anderen Stellungen konnte ich gut einschätzen; nur bei mir ergaben sich viele  Fragezeichen. Stefan opferte einen Bauern und hatte extrem aktive Figuren - schön ruhig bleiben und dem Gegner keine klaren Chancen lassen. Ich hielt an dem Bauern nicht fest und entwickelte mich ruhig weiter.

An Jochens Brett fing es an zu brennen. Sein Gegner hatte mit einem fiesen Trick den Stier bei den Hörnern gegriffen und mit dem f-Bauern eine Bresche geschlagen. Dieser marschierte bis nach f6, zwang den schwarzen Turm nach h8 zurück. Jochen nötigte allerdings mit hartnäckiger Verteidigung seinen Gegner zu hohem Zeitverbrauch und hielt den Laden zusammen.

Auch an meinem Brett war der Zeitverbrauch groß. Noch vor dem 20.Zug hatten wir lediglich 20 Minuten Restzeit. Stefan hatte seinen Bauern wieder, meine Entwicklung war komplett, dazu hatte ich den Vorteil des Läuferpaars. Da keinerlei Spannung in der Stellung war, bot ich remis an, was auch angenommen wurde. 0,5 : 0,5

Hannes war an seinem Königsflügel mit der Damen zwischen die feindlichen Bauern geraten. Wollte die da räubern? Bald gab es keinen Rückweg mehr und die Dame wurde gefangen. 1,5 : 0,5

Horst bekam ein remis-Angebot in leicht schlechterer Stellung. Nach Rückfrage nahm er es an - wer weiß, wozu dieser halbe Punkt gut sein würde. 2:1

An Svens Brett wurden alle Schwerfiguren getauscht. Er stand mit beiden Springern dem gegnerischen Läuferpaar gegenüber. Ich hätte hier lieber die Läufer gehabt, aber auch an diesem Brett wurde remis vereinbart. 2,5 : 1,5

Cliff ergriff die erste Chance, im Zentrum vorzugehen. Bald gab es am Damenflügel nur noch schwache Bauern. Jens manövrierte sehr schön seinen Läufer unverdrängbar vor seine schwachen Bauern und stand fest. Dann kam ein Durchbruch, der Cliff einen starken Freibauern gewährte, dafür aber die Qualität gewann - auf Kosten des Fianchetto-Läufers.

Jochen hatte seinem Gegner fast die gesamte restliche Bedenkzeit geraubt. Als er einen Konter ansetzte, wurde er auf der e-Linie matt. Kein Vorwurf - das war extrem schwer zu verteidigen. Zig einzige Züge zu finden ist nahezu unmöglich. 3,5 : 1,5

Das sah jetzt übel aus. Nach meiner Rechnung hätten wir an den hinteren vier Brettern mindestens 2,5 Punkte holen müssen, besser 3, gern auch noch mehr. Statt dessen war es aber nur ein einziger Punkt.

Cliff drückte auf den gegnerischen Königsflügel, da war ordentlich Pfeffer. Jens hatte alles im Griff, aber gewisse Kompensation hatte Cliff ganz sicher. Daher bot Jens durchaus stellungsgerecht und auch im Sinne des Mannschaftsergebnisses remis an. Cliff nahm an. 4 : 2.

Andreas hatte sich eines Einbruchs in seine Stelllung zu erwehren. Sein Läufer hielt zwar die Bauern zusammen, aber die schwarzen Felder waren allesamt schwach, und bald hatte Michael einen üblen Freibauern auf e3, der vom nicht vertreibbaren Lc5 gedeckt wurde. Das sah aber nach remis aus, denn schwarz konnte keinen Durchbruch erzwingen. Die ungleichfarbigen Läufer taten ihr übriges, was das remis wahrscheinlich erscheinen ließ.

Sören kam ins Endspiel und stand hier immer besser. Hier gab es sicher auch Fehler von Sören Koop, der eine Abwicklung zuließ, in der all seine Bauern schwach waren bei gleichfarbigen Läufern. Bald eroberte Sören einen von denen und gewann zum Ende hin sicher. Starke Leistung! 4 : 3.

Andreas ließ sich nicht lumpen, attackierte den gegnerischen Bauern und opferte die Qualität. Infolge dessen hatte er urplötzlich zwei verbundene Freibauern im Zentrum. Michael gelang eine Auffangstellung, die ein weiteres Vorrücken erschwerte. Andreas ging dann mit seinem Läufer auf Bauernjagd, verlor allerdings dabei auch einen eigenen. Dabei kam allerdings der schwarze Turm auf Abwege, wodurch ein Opfer des Läufers gegen einen Bauern ermöglicht wurde mit undeckbarem Durchmarsch eines Bauern. Andreas wünschte sich für den umgewandelten Bauern eine Dame, was nach wenigen Zügen zur Aufgabe Michaels führte. Das war eine bärenstarke Leistung! Applaus Applaus! 4 : 4

Das war sicher etwas glücklich, aber es war das Glück des Tüchtigen. Die Siege an Brett zwei und drei gegen klar überlegene Gegnerschaft sind aller Ehren wert.

Damit ist Platz zwei gefestigt; irgendwelche Abstiegssorgen sollten sich erledigt haben. Immer noch verlustpunktfrei ist Burg; man muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass die Burger tatsächlich aufsteigen. 3 Punkte Vorsprung vor uns und Wrist, die beide keineswegs stabil Mannschaftssiege einfahren, sind eine Menge Holz bei nur noch vier ausstehenden Spieltagen.

Unser nächster Gegner ist Segeberg II. Auch das könnte wieder ein Kampf auf Augenhöhe werden. Wir können auf jeden Fall völlig befreit aufspielen.